Wandering im Wald

Heute bin ich seit längerem wieder zu einer Runde Wandering in meinen Lieblingswald gestartet.
Von unserer weithin sichtbaren Ravensburg aus ging es vorbei an Weinbergen und Weizenfeldern.
In der Ferne hörte ich schon das typische miauende "hiäääh" eines Mäusebussard ( Buteo buteo ). Diesen kann ich wie keinen anderen zuordnen und mein Blick schweift automatisch in die Lüfte.
Jedoch nicht ohne den Griff in meinen Rucksack, um mein vor kurzem erworbenes Fernglas zu zücken. Es darf auf keiner Wanderingtour fehlen.
So habe ich es kurze Zeit später vor meinen Augen, den Blick in Richtung Waldrand gerichtet und da sehe ich schon zwei Mäusebussarde die ihre Kreise ziehen, um sich so in der Thermik in die Höhe zu schwingen.
Ich erkenne sofort ihre relativ breiten Flügel, den kurzen abgerundeten Schwanz mit den 8-12 dunklen Querbinden.
Im Gegensatz dazu hat der Rotmilan einen tief gegabelten Schwanz, der ein sicheres Unterscheidungsmerkmal zum Mäusebussard darstellt.
Majestätisch kreisen die beiden fast lautlos am Himmel. Ich könnte ihnen stundenlang dabei zuschauen. Einfach nur mmmh.
Fernglas wieder eingepackt und weiter geht`s in den Wald. Auf Grund der anhaltenden Trockenheit gibt es nur noch sehr wenige Stellen an denen ich Trittsiegel ( Spuren ) vermute und so führt mich mein erster Gang automatisch zum Wasserloch oder mittlerweile eher der Wildschweinsuhle kurz hinter der ersten Biegung.

Ein Paradies um Spuren zu lesen. Den Trittsiegeln nach zu urteilen herrscht hier ein Verkehr wie auf der Autobahn und so werde ich problemlos und schnell fündig. So, nun mal das Bild genau angeschaut und das Trittsiegel eines Rotfuches entdecken...

Früher bin ich achtlos an solchen Stellen vorbeigegangen. Hab bei einem Waldspaziergang nicht nach links oder rechts schweifen lassen. Mittlerweile wandert mein Blick ständig vom Boden in die Luft, die Umgebung ständig abscannend nach Tierspuren. Sei es Trittsiegel, Federn oder Frassspuren von Eichhöhrnchen, Specht & Co.
Nach einer halben Ewigkeit kann ich mich vom Mekka für Spurenleser loseisen und dringe immer weiter in den Wald ein, bis ich auf einer Lichtung stehe, welche von mächtigen Eichen umringt ist.
Mittlerweile ist es 09:00 Uhr und es hat angenehme 26°. Nur der Wind bringt mir eine leichte Brise der Abkühlung.
Die Lichtung verlassend komme ich auf einen kleinen Weg in dem sich die letzten Reste von Matsch in einer Fahrspur um ihr Überleben kämpfen. Der Boden ringsherum ist staubtrocken und von zum Teil mehreren Zentimeter breiten Rissen durchzogen.
doch...

Ich werde schnell fündig und entdecke zwei richtig gut erhaltene Trittsiegel eines Rotfuches im Matsch. Selbst die Abdrücke der Krallen haben sich deutlich in den Matsch gedrückt und so nehme ich meinen Rucksack ab und hole meinen
schnellbindenen Gips, die Wasserflasche, Holzstäbchen und das Glas zum Anrühren raus.
Natürlich gehört zum Spurenlesen auch das Vermessen von Länge, Breite und Schrittlänge dazu.
Im Buch "TIERSPUREN EUROPAS" ist der Rotfuchs mit Trittsiegelmaßen
VORNE >> L 4,8-7,3 cm >> B 3,5-5,7 cm
HINTEN >> L 4,0-6,3 cm >> B 3,0-4,7 cm
Von den Maßen her tippe ich auf die Vorder- und Hinterpfote. Ich bin mir nur noch nicht ganz sicher, ob es der Schrägtrab als Gangart gewesen ist, da dafür die beiden Trittsiegel von ihrer Spurbreite zu nahe aneinander liegen und das Gelände sich eigentlich nicht wirklich für einen Schrägtrab eignet.
Egal welche Gangart es war, dieses Trittsiegel kann ich mir nicht entgehen lassen. Nicht bei dieser Trockenheit, bei der man eigentlich nur noch Risse im Boden, aber keinerlei Spuren mehr findet. Gesagt getan, angerührt, Spuren gegossen, Stelle markiert und weiter geht`s in Richtung Waldweg zurück.
Auf meinem Weg in Richtung der Lichtung unterhalb der Weinberge entdecke ich die beiden Federn auf dem obersten Bild und bin überglücklich. Für viele wären es einfach nur zwei Federn, wenn sie diese überhaupt entdeckt hätten, für mich sind sie einfach nur WOW ( zuhause nachgeschlagen finde ich heraus, was ich vermutet habe, eine Feder ist eine der Steuer-/Schwanzfedern des Mäusebussards und die rotbraune ist vom Wächter des Waldes, dem Eichelhäher ).

Am Wegrand fällt mir dieses kleine Gebilde auf und ich erinnere mich dunkel an mein Halbwissen über Nester von Wespen, welche sich an Pflanzen bilden.
Google sagt:
Die Eier werden in bestimmte Pflanzenarten gelegt. Die schlüpfenden Larven fressen sich durch das Pflanzengewebe, das daraufhin zu wuchern beginnt. Diese Auswüchse der Pflanzen werden Gallen genannt. Dabei ist jede Gallwespenart auf eine bestimmte Wirtspflanze und sogar bestimmte Teile ihrer Wirtspflanze, wie zum Beispiel
Blatttriebe, Blüte, Früchte oder Wurzeln spezialisiert. Auch die Form und Beschaffenheit der einzelnen Gallen variiert je nach erzeugender Gallwespenart.
Diese Galle hängt an einem Rosenblatt, stammt also von der Rosengallwespe.

Hier ein Blick in die Rosengalle: Die Larven der Rosengallwespen leben in stark verholzten Kammern und ernähren sich dort von Pflanzengewebe ( meine habe ich brav hängen lassen und das Bild aus dem Internet gezogen ).

Im Wald habe ich dann noch dieses Plätzchen unter einem Baum entdeckt. die Blätter sind schön säuberlich kreisrund zur Seite gefegt
worden. Eine kleine Kuhle ist entstanden.
Den Schlafplatz eines Rehes entdeckt.
Auf meinem Weg zurück zum Auto sehe ich noch ein Turmfalkenpärchen und zücke erneut mein Fernglas.
Beide schweben im charakteristischen Rüttelflug über den Weinbergen und spähen nach Beute. Im Standflug kann ich schön den grauen Kopf und den grauen Schwanz mit einer schwarzen Endbinde erkennen. Außerdem fällt mir der dunkle, wie eine Träne nach unten verlaufende Backenstreif auf. Sein Ruf ist genauso laut wie der des Mäusebussards, hört sich jedoch eher wie ein "ti,ti,ti" und nicht wie ein miauen an.
Über den beiden Turmfalken entdecke ich einen recht hellen Mäusebussard und kurze Zeit später kann ich beobachten, wie einer der Turmfalken auf den Bussard losgeht und diesen mehrfach im Flug attackiert. Respekt, denn der Turmfalke ist schon ein wenig kleiner als der im überlegene Mäusebussard, welcher sofort das Weite sucht und über einer Lichtung in sicherer Entfernung zu dem Pärchen beginnnt erneut seine Runden zu drehen.
2 Stunden Wandering gefüllt mit tollen Funden und ganz vielen tollen Beobachtungen.
Mein Energiespeicher ist aufgefüllt, ich bin völlig entspannt und steige zufrieden in mein Auto.
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