Sechs Künste des Spurenlesens:
Die "Sechs Künste des Spurenlesens." Behalten Sie bei den "Sechs Künsten des Spurenlesens" die "Kunst des Fragens" im Hinterkopf. Mit kleinen Gruppen funktionier es am
besten, da hier das Fragenstellen zu einem interaktiven Dialog aller Beteiligten wird.
Bedienen Sie sich der "Drei Ebenen des Fragens" .
Die Taktik beim Fragen beginnt damit, sich die Spuren anzusehen, weiter sich dann jedoch aus auf alles, was dieses Tier betrifft. Wir listen die Fragen lediglich in der rhythmischen Ordnung auf, in der die Leute sie lernen, und obwohl es auf viele vielleicht keine richtigen oder falschen Antworten gibt, inspirieren sie normalerweise zu weiteren spezifischen, auf ihre eigene Situation abgestimmte Fragen.
Spuren lesen ist nicht schwer, zumindest erlernbar. Das einzige, was der Survivor zum Spurenlesen benötigt ist Vorstellungskraft.
Du musst Dir vorstellen können, wie das Tier aussieht: hat es Krallen, Hufe oder Schalen, hat es Fell, ist es dick oder schmal ??? Kannst du dir vorstellen, wie es aussieht, dann musst dir vorstellen, wie es sich verhält, und vor allem: wie es läuft. Läuft es vorzugweise springend wie ein Iltis, schleichend wie Fuchs, laut wie ein Igel, schlängelnd wie eine Eidechse?
Ein Jagdtanz, in dem du die Tiere nachstellst würde dir helfen (auch wenn es von außen beschränkt aussieht ;o), das in der Vorstellung existierende Bild zu verdeutlichen. Hüpfe wie ein Karnickel. Bewege dich wie ein Reh. Wenn Du dir das nicht vorstellen kannst, dann musst du anfangen zu beobachten. Verstecke dich und bewege dich fünf Stunden nicht, dann kannst du beobachten, wie sich Tiere verhalten.
Dann fange an zu üben: geh hinaus und suche nach Spuren.
Pfade, auf denen die Tiere langziehen und Wasserstellen eignen sich hervorragend zum Üben. Wenn du eine Spur entdeckst, dann sehe nicht den einzelnen Abdruck, sondern betrachte die ganze SPUR, die LINIE, auf dem sich das Tier fortbewegt. Alle Abdrücke aufgereiht ergeben eine Schnur. Die Schnur zeigt in eine Richtung. In diese Richtung musst du den nächsten Abdruck suchen. Das nächste Zeichen. Suche nach Kot, Urin,Freß- und Liegestellen.
Das Wichtigste ist die Richtung, die die Schnur einschlägt. Der musst du folgen. Stelle dir vor, wie sich das Tier in diese Richtung bewegt. Verlierst du die Spur, dann markiere den letzten Abdruck und gehe in größer werdenden Kreisen um die Stelle herum. Irgendwann findest du einen neuen Abdruck. Der alte und der neue Abdruck lassen sich verbinden. Das ergibt wieder eine Linie. Eine neue Richtung. Folge dieser Richtung. Bewege dich wie das Tier, dem du nachspürst. Bedenke, dass viele Tiere im Gallopp die Hinterbeine vor die Vorderbeine schwingen.
Die Taktik des sogenannten Einkreisens bewährt sich zum Aufspüren von Wild. Hierbei wird ein Gebiet mit natürlichen Grenzen - zum Beispiel ein kleines Waldstück eingekreist. Es wird gezählt, wie oft zum Beispiel ein Fuchs in den Wald hinein- und wie oft er hinausgegangen ist. Sind mehr Spuren vorhanden, die reinführen als heraus, so ist der Fuchs immer noch in dem Gebiet! Gegen den Wind kann der Waldläufer sich nun anschleichen, oder an einer Paßstelle warten, bis der Fuchs vorüber läuft. Diese Taktik wird vor allem bei der Jagd verwendet.
Dann spielt der Untergrund eine Rolle: im lehmigen Boden fängt sich der Abdruck einer Spur am besten. Schnee und Sand sind weitere gute Spürgründe. Am besten spürt es sich am frühen Morgen, da die Spur durch das schräg geworfene Sonnenlicht sich viel besser kontrastiert. Licht bei Mittag von oben läßt die Konturen verschwimmen.
In vielen Spurenlesebüchern sind fast perfekte Abdrücke abgebildet. Draußen aber wird der Waldläufer kaum solch perfekte Spuren finden - eher Teile von Spuren. Klauenabdrücke. Aber gerade dieses Puzzlen ist der Hauptreiz beim Spüren. Das Zusammensetzen einer Linie.
Wer ? - Identifikation
Wer hat diese Spur hinterlassen? Untersuchen Sie die Größe, Gewicht, Anzahl der Zehen, Krallenabdrücke, Schwanzspuren. Können Sie die Art bestimmen? Können Sie Ihren lateinischen Namen finden? Was können Sie sonst über dieses Tier, dieses Individuum, herausfinden?
Was? - Interpretation von Verhalten und Gewohnheiten
Was sagen die Spuren über Verhalten und Gewohnheit des Tieres aus? Erkundigen Sie die Umgebung der Spuren. Aus welcher Richtung kommen sie? In welche Richtung gehen sie? In welcher Gangart hat sich das Tier fortbewegt? Hat es angehalten oder sich umgedreht? Was hat es gemacht? Auf welche Gewohnheitshandlungen, Routinen und Verhaltensweisen des Tieres weisen die Spuren hin? Was frisst es? Wer sind seine Feinde? Was sollte man wissen, wenn man diesem Tier begegnet?
Wann? - Altersbestimmung der Spur
Untersuchen Sie die Auswirkungen von Sonne, Feuchtigkeit und Wind auf unterschiedlichem Untergrund. Wann hat das Tier diese Spur hinterlassen? Wann ist es am aktivsten? Wann schläft es? Wann paart es sich? Wann kommen seine Jungen zur Welt?
Wo? - Die Fährte nach Hause und in seinen Lebensraum zurückverfolgen
Folgen Sie den Spuren, um mehr über das Zuhause und den Lebensraum dieses Tieres herauszufinden. Wo lebt es, wo frisst es, wo schläft es? Wo findet es Nahrung und Wasser? Wohin zieht es in den unterschiedlichen Jahreszeiten? Wo zieht es seine Jungen auf? Wo befindet es sich jetzt, in diesem Augenblick? Wo auf der Welt kann man es finden?
Warum? - Ökologisches Spurenlesen und Prognosen
Schauen Sie sich nach "Mengen und Mangel" um. Warum war das Tier gerade hier, wo es sich doch auch an vielen anderen Orten hätte aufhalten können? Warum möchte es hier sein? Warum ist es gerannt? Stellen Sie sich die Warum Frage in Bezug auf das Wer, Was, Wo und Wann.
Wie? - Einfühlen
Imitieren Sie die Art wie das Tier sich bewegt. Wie bewegt es seinen Körper? Wie fühlt es sich an dieses Tier zu sein? Wie groß, klein oder muskulös ist es? In welcher Weise nimmt es die Welt wahr - Sehen? Riechen? Hören? Fühlen? Körperradar? Eine Kombination davon? Seien Sie das Tier und machen Sie ein Spurenmuster in gleicher Weise, wie das Tier das tat.