

Wildnispädagogik, Spurenlesen & Feuerworkshops


Sitzplatz - die wichtigste Kernroutine:
Im Coyote-Guide Buch 1 - Handbuch für Mentoren heißt es auf Seite 43: "Finden Sie einen Ort in der natürlichen Welt, den Sie immer wieder aufsuchen und den Sie kennen lernen, als wäre er Ihr bester Freund."
Für mich bedeutet Entspannung, eine Auszeit nehmen mittlerweile den Rucksack zu schnappen, meine grüne mit Dreck verschmierte Hose anzuziehen und einfach Richtung Wald zu laufen. Natur/Wald steht für mich für Ruhe, alleine sein, manchmal eine ganze Weile nur still dazu sitzen und zu beobachten. Ich erkunde den Wald und all seine Besonderheiten Stück für Stück. Entdecke immer wieder neue spannende Dinge, sei es Trittsiegel, Spuren, Losungen oder auch mal ein paar Rehe.
Höre wie der Eichelhäher als Wächter des Waldes die anderen auf meine Anwesenheit aufmerksam macht, wie über den Bäumen der Mäusebussard sein schrilles Miauen ausstößt, um mir klar zu machen, dass ist sein Revier in dem ich mich befinde.
All dass mache ich so häufig es meine Zeit zulässt, immer alleine und bewege mich so ruhig wie möglich, am besten im Foxwalk durch den Wald.
Trotzdem sei gesagt, dass der Sitzplatz nicht das Selbe ist wie die Kernroutine das "Wandering".
Denn einen Sitzplatz suche ich regelmäßig auf um still in einer Art Meditation zu sitzen und die Umgebung um mich herum zu beobachten. Dies sollte ich zu jeder Jahrszeit tun, um zu sehen, zu spüren wie sich der Sitzplatz in den Jahreszeiten verändert.
Der Sitzplatz sollte auch nicht nur bei schönen Wetter besucht werden, sondern auch wenn es mal regnet, der Wind pfeift, es draußen kalt ist, vielleicht auch schneit.
Nur so lerne ich diesen richtig kennen. Lerne wie sich die Pflanzen- und Tierwelt in den jeweiligen Jahrszeiten verhält oder verändert.
Am Sitzplatz selbst ist eine der wichtigsten Aufgaben zuerst einmal die Berührungsängste abzubauen. Sei es ins Laub zu sitzen, sich evtl. auf nasses Laub oder eine feuchte Wiese zu setzen.
Durch den Sitzplatz lernen wir auch unser zuhause kennen. Stell Dir vor Du bist umgezogen und musst dich in Deiner neuen Umgebung zurechtfinden. Wo ist der Kühlschrank, wo ist die Toilette, wo ist das Schlafzimmer.
Genauso verhält es sich mit dem Sitzplatz. Wie reagieren die einzelnen Vögel auf einen Spaziergänger der vorbeiläuft, wie hört sich der Vogelalarm an, wenn diese vorbeilaufen?
Der Sitzplatz sollte ein vertrauter Platz sein, an dem man sich wohl und sicher fühlt.
Dieser kann an einem Waldrand sein, auf einer Wiese oder neben einem Bach.
Am Sitzplatz selbst lernt man zum Beispiel die Vogelsprache richtig, denn nur da kann ich sehen wie reagiert zum Beispiel die Amsel wenn jemand vorbeiläuft, wie hört sie sich bei Sonnenaufgang oder -untergang an? Die Vogelsprache kann man nur durch Lesen nicht erlernen. Dies gelingt wirklich nur am Sitzplatz und dabei zuzuhören und zu beobachten.

Kann oder sollte man den Sitzplatz wechseln? Nein, man sollte wenn dann zwei Sitzplätze haben, aber mehr nicht. An Deinem Sitzplatz gewöhnt sich die Natur an dich. Der Sitzplatz wird dich verändern, man verändert sein Verhalten, seine Bewegungen am Sitzplatz.
Du kannst durch den Sitzplatz lernen, dich anderst zu bewegen und die Natur gewöhnt sich an deine Präsenz oder du passt dich der Natur an, dass diese sich an dich gewöhnt. Das Wichtigste ist, dass du regelmäßig an deinen Sitzplatz gehst. Wenn du unregelmäßig zu einem Sitzplatz gehst, ist es jedesmal dass du neu an diesen Sitzplatz kommst, die Natur kann sich nicht an dich gewöhnen und du wirst dich nie an die Natur gewöhnen können. Du wirst die verschiedenen Rhythmen und Zyklen nicht wahrnehmen können und die Tiere gewöhnen sich nicht an dich.
Es ist völlig ok, wenn man ein oder zweimal die Woche geht. Man muss nicht jeden Tag an seinen Sitzplatz gehen. Einmal im Monat ist jedoch zu wenig. Wenn Du zu Sonnenauf- und -untergang an deinen Sitzplatz gehst, kannst du verschiedene Dinge wahrnehmen, eine Art Schichtwechsel von Nacht zu Tag.
Lass dich auf deinen Sitzplatz ein und gehe regelmäßig an deinen Sitzplatz ein. Lerne seine Magie, seine Vorteile kennen und begeistere andere sich ihren eigenen Sitzplatz zu suchen.
Den richtigen Sitzplatz findest Du am besten an einem Platz, in dessen Nähe Tiere Schutz, Wasser und Nahrung finden, den Du gut und oft zu Fuß erreichen kannst. Wichtig ist einen Platz zu finden, an dem man einem vielleicht empfindlichen Ökosystem keinen Schaden zufügt und an dem man sich selbst keiner Gefahr aussetzt.
"Mit der Zeit erkannte ich, dass dieser bestimmte Ort, den ich mir ausgesucht hatte, eigentlich weniger bedeutend war als die Tatsache, dass ich mir überhaupt einen Ort ausgesucht und meine Aufmerksamkeit auf das Leben um ihn herum gerichtet hatte... Was einen bestimmten Ort so besonders macht, ist die Art und Weise, wie er sich ins Herz eingräbt und nicht, ob er flach ist oder uneben, vielfältig oder karg, feucht oder trocken, sanft oder harsch, warm oder kalt, wild oder gebändigt. Jeder Ort, genau wie jeder Mensch, wird durch ihm entgegengebrachte Liebe und Respekt aufgewertet und dadurch, wie die Füller seiner Gabe aufgenommen wird."
RICHARD K NELSON
THE ISLAND WITHIN