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Die Fragen lieben

Fragen und Antworten:

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Wenn du mit Kindern draußen unterwegs bist, fragen sie an jeder Ecke gerne: „Was ist das?“ oder „Wie heißt der?“ sobald sie ein Wesen
entdeckt haben. Und wie gerne antworten wir darauf (wenn wir es denn wissen). Denn der Mensch ist glücklich, wenn er Dinge beim
Namen nennen kann. Das ist unsere Natur.

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Mit Fragen können wir eine Art kennenlernen. Wie sieht sie genau aus? Hab ich so eine ähnliche schon mal gesehen? Was macht sie hier?

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Oder wir richten unsere Aufmerksamkeit darauf, was eine Art KANN.

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Wenn wir eine Art nicht sofort erkennen, sollten wir uns nicht fragen „Wie heißt die?“ sondern lieber: „Was kann die“? Das öffnet ein Feld für weitergehendes Lernen und Forschen.

 

Wir Erwachsenen sind nicht die Alles-Wisser.   (die wir ja auch gar nicht sind. Oder gar nicht sein möchten). Wir forschen mit den Kindern gemeinsam!

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Und genau das ist es, was uns Freude machen wird. Alle Beobachtungen zusammen tragen, gemeinsam in Bestimmungsbücher schmökern, Youtube-Dokus über Mistkäfer, Ringelnattern, Paarungsrituale von Libellen oder Kreuzottern...was
auch immer.
Stück für Stück setzt sich ein Puzzle aus einzelnen Wissensteilen zu einem Großen Ganzen zusammen.

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Gemeinsames Staunen und Lernen ist so verbindend.

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Auf dem Bild sieht man einen Tannenzapfen, der in einem Baumstamm steckt. Daraus ergeben sich schon einige Fragen:

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- Gibt es in der Nähe denn überhaupt einen Nadelbaum mit solchen Zapfen?

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- Wenn nicht, wer könnte den Zapfen denn hier deponiert haben?

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- Warum hat er dies getan und gibt es evtl. noch mehr Zapfen?

    (Zum Beispiel am Boden rings um den Baum herum.)

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- Welchen Vogel kennen wir, der sich diese Methode zu Nutzen macht?

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- Sehen wir in der Nähe evtl. eine Behausung/Höhle des in Frage kommenden Vogels?

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Die vielen Fragen bringen immer neue hervor. Das ist es, was wir wollen und was uns wirklich weiterbringt. Wenn du mit Menschen
arbeitest, kannst du versuchen, eine Fragekultur zu schaffen, die euch immer tiefer hineinführt in die Rätsel. Manche Antworten
findet man in B
üchern, manche aber nur, wenn man selber nachdenkt, beobachtet, diskutiert und weiter beobachtet.

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Das Buch der Natur ist unendlich groß und dick, niemand kann alles wissen.

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Die Fragen lieben
Rainer Maria Rilke

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Man muss den Dingen die eigene, stille ungestörte
Entwicklung lassen, die tief von innen kommt und durch
nichts gedrängt oder beschleunigt werden kann,
alles ist austragen – und dann gebären...
Reifen wie der Baum, der seine Säfte nicht drängt
und getrost in den Stürmen des Frühlings steht, ohne Angst,
dass dahinter kein Sommer kommen könnte. Er kommt doch!
Aber er kommt nur zu den Geduldigen,
die da sind, als ob die Ewigkeit vor ihnen läge,
so sorglos, still und weit...

Man muss Geduld haben mit dem Ungelösten im Herzen,
und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben,
wie verschlossene Stuben, wie Bücher, die in einer sehr
fremden Sprache geschrieben sind.
Es handelt sich darum, alles zu leben.
Wenn man die Fragen lebt,
lebt man vielleicht allmählich ohne es zu merken,
eines fremden Tages in die Antworten hinein.

 

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Die 80/15/5-Regel:

 

- stelle zu 80% Fragen, die dein Mentee (oder die Gruppe, mit der du
arbeitest) ziemlich sicher und leicht beantworten kann. Damit
steigerst du seine/ihre Freude und Selbstvertrauen. Die Neugier und
Lust auf weitere Fragen wird beflügelt.


- 15% deiner Fragen dürfen sich an der Wahrnehmungsgrenze deines
Schülers bewegen. Das bedeutet, das die Fragen kniffeliger werden,
aber noch bewältigt werden können. Durch Fragen kannst du diese
Wahrnehmungsgrenze behutsam immer weiter ausdehen (wie bei dem
Beispiel mit dem Ei!). Beachte aber immer, wann dein Mentee erschöpft
ist, nicht weitergehen kann oder möchte. Und sorge dafür, dass er oder
sie niemals frustriert ist. Das erzeugt eine unangenehme Hierarchie
zwischen Lehrer und Schüler und das dient niemandem. Wenn du den
Eindruck hast, dein Mentee ist bereit (oder gar verzweifelt) eine
Antwort zu bekommen, dann zeige und erkläre was du selber siehst!

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- 5% deiner Fragen, gehen darüber hinaus. Sie führen nicht ohne
Weiteres zu einer Antwort. Manche Fragen brauchen sogar sehr viel
Zeit. Für manche Antworten sind wir vielleicht noch gar nicht bereit
und sie entwickeln sich zu einer „heiligen“ Frage, die uns vielleicht
jahrelang begleitet. Und das ist auch in Ordnung oder manchmal sogar
gewollt. Stell dir vor, wie du nach vielen Jahren die Antwort auf eine
lang gehegte Frage findest. So eine Antwort ist unvergesslich und lässt
dich erahnen, wo du in deiner Entwicklung heute stehst.

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- Wichtig ist, dass man hinter dem Fragenstellen niemals die eigene
Unwissenheit verstecken sollte! Es ist wichtig, immer ehrlich mit sich und

seinen Schülern/Teilnehmern zu sein.

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