Ein neuer Weg beginnt.
Ich hatte ja erwähnt, dass alles im Leben was vielleicht nicht ganz so noch Plan verläuft, irgendwann eine andere Option eröffnet, eine neue Abzweigung aufzeigt.
So war es dann auch mit dem abgebrochenen Jagdschein. Denn durch meinen Einblick ins grüne Abitur habe ich gemerkt, dass genau dieser Weg mein Weg zur Entspannung ist. Einer der mich, wie man so schön sagt, wieder erdet, mir mehr innere Ruhe bringt.
Das Ganze aufgeben wollte ich ja von Anfang an eh nicht. Warum also nicht einen Weg gehen, bei dem ich zwar keinen Jagd- oder Falknerschein bekomme, mich aber trotzdem intensiv mit der Natur beschäftige. Einen, auf dem ich mir meine
Zeit frei einteilen kann, mein Tempo gehe. Dieser Weg eröffnete sich mir im Dezember als ich durch Zufall auf die Ausbildung von WILDNISWIND und auf Miriam und Paula getroffen bin. Denn hier habe ich genau dass gefunden, was zu mir passt.
Ein Onlinekurs zum Natur- und Wildnispädagogen, bei dem ich jede Woche eine "Art der Woche" bekomme, mit der ich mich dann intensiver beschäftige. Einen Kurs der grundsätzlich zwar ein Jahr dauert, bei dem ich aber selbst bestimme, wann und wie ich meine Arbeit einreiche. Ganz ohne Extrakosten, ohne Lerndruck und unnötigen Stress den ich mir sonst selbst aufbauen würde.
Durch Wildniswind lerne ich, wie bereits erwähnt, jede Woche eine neue Art, sei es ein Baum, verschiedenste Kräuter, sowie Wildtiere zu Land, zu Luft und im Wasser kennen, beschäftige mich dadurch sehr intentiv mit allen Arten und lerne auch die Zusammenhänge in der Natur in seiner Ganzheit. Denn gerade bei den Wildtieren steht über jeder Art eine andere, welche von der in der Nahrungskette unter ihr stehenden Art abhängig ist. Sei es der Fuchs oder Luchs, die nur überleben können, wenn ausreichend Wild in Form von Reh (Nieder- oder Schalenwild), Feldhase, Wildkaninchen oder auch Schwarzwild vorhanden ist. Diese können nur existieren, wenn es wie beim Reh ausreichend Äsungflächen, sprich Nahrung in Form von Pflanzen vorhanden ist. Fehlen der Feldmaus die Feldfrüchte, Gräser und Kräuter oder Samen und Kerne, gibt es zu wenig Feldmäuse. Diese widerum benötigt der Mäusebussard als Nahrungsgrundlage für sein Überleben. Beide führen also eine Art Beziehung, auch wenn es nur eine Räuber-Beute-Beziehung ist.
Genauso der Rotfuchs, die Eule oder die Wieselartigen. Der Uhu, Habicht oder Marder brauchen den Mäusebussard als einen wichtigen Bestandteil ihrer Nahrungskette.
Egal wie man es dreht und wendet. In der Natur hängt alles zusammen. Ein komplexes Ökosystem, welches nur durch das
Zusammenspiel von Tieren und Pflanzen (Lebensgemeinschaft/Biozönose) in ihrem gemeinsamen Lebensraum (dem Biotop) funktioniert.
Meine Ausbildung begann Anfang Januar und was soll ich sagen, Spaziergänge mit mir dauern mittlerweile wesentlich länger, da meine Augen nicht mehr nur gerade aus schauen. Mein Blick wandert ständig auf den Boden nach Trittsiegeln (Tierspuren) suchend, dazu mich jedesmal hinknien, vermessen, vergleichen, Bilder machen, nach weiteren Spuren suchen. Dann das characteristische Rufen einer Elster, welche sich wie eine Streichholzschachtel anhört, die man hin- und herschüttelt, die melodischen Strophen einer Amsel, hoch oben in den Wipfeln der Bäume tronend. Hier ein Nest, da eine Losung (Tierkot).
Wie gesagt, bei Spaziergängen mit mir, braucht man sehr viel Geduld. Trotz allem bin ich stolz wie Bolle, weil selbst unsere große Tochter mittlerweile weiß, wie eine Birke aussieht, wie der Ruf einer Elster klingt und kritisch die Spur eines Fuches beäugt, in der Hoffnung, es könnte doch mal ein Wolf sein. Sie lernt mit mir gemeinsam Stück für Stück die Natur um sie herum immer mehr kennen. Hat durch Papa Fichtennadelpralinen oder das Essen von Gänseblümchen ausprobiert, weiß wie ein Bärlauchpesto schmeckt und dass man aus Gänseblümchen auch Heisalbe oder Pflegecremes herstellen kann.
Kurz um, meine Ausbildung bringt nicht nur mir selbst die Innere Ruhe und das Wissen über die Natur, sondern auch und gerade meinen Kindern etwas.
Dass finde ich einfach nur toll und unendlich wertvoll, denn in der heutigen Zeit sind für keine eigentlich eher Alexa und Google die ständigen Begleiter.
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