Fluchtdistanz, Fluchtverhalten
Wolfsbegegnungen in der Kulturlandschaft
Wölfe verhalten sich von Natur aus vorsichtig dem Menschen gegenüber und meiden die direkte Begegnung. Meistens weichen die Wölfe dem Menschen aus, noch ehe er sie bemerkt hat. Ein direktes Zusammentreffen von Wolf und Mensch ist auch in von Wölfen besiedelten Gebieten selten.
Deutlich wahrscheinlicher ist eine zufällige Beobachtung zum Beispiel vom Auto aus, wenn ein Wolf eine Straße überquert.
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Wölfe müssen wie alle Wildtiere, die in Kulturlandschaften leben, damit umgehen, dass es überall in ihrem Lebensraum menschliche Siedlungen gibt. Es bleibt daher nicht aus, dass sie an diesen vorbei laufen oder – bei Streusiedlungen – auch gelegentlich hindurch. Das kommt auf Grund der überwiegenden Nacht- und Dämmerungsaktivität der Wölfe vor allem im Schutze der Dunkelheit vor.
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Die Haltung von Schafen und Ziegen in Siedlungen und an Gehöften ohne geeignete Umzäunung bietet daher insbesondere über Nacht keinen sicheren Schutz.
Vereinzelt können Wölfe jedoch auch im Hellen im Siedlungsbereich gesehen werden, ähnlich wie dies von Füchsen, Rehen oder Wildschweinen bekannt ist.
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Wölfe in der Kulturlandschaft sind nicht gefährlicher als ihre Artgenossen, die in menschenleeren Gebieten leben oder die bejagt werden. Wolfsgebiete, die ähnlich dicht mit Menschen besiedelt sind, wie die Wolfsgebiete in Deutschland, und in denen ebenfalls keine (legale) Jagd auf Wölfe stattfindet, gibt es zum Beispiel in Italien und Polen. Auch in diesen Gebieten gibt es keine Hinweise darauf, dass Wölfe ihre Vorsicht dem Menschen gegenüber verlieren. Gleiches gilt für Wölfe, die in Nationalparks mit hohem Besucheraufkommen aufwachsen und die keine negative Erfahrung mit Menschen gemacht haben.
Umfassende Informationen zum Gefahrenpotenzial von Wölfen liefert die 2002 vom Norwegischen Institut für Naturforschung (NINA) veröffentlichte Studie "The fear of wolves: A review of wolf attacks on humans". Darin wurden Berichte über Wolfsangriffe auf Menschen und ihre Ursachen in Skandinavien, Mitteleuropa, Asien und Nordamerika zusammengetragen und ausgewertet. Demnach sind Übergriffe von Wölfen auf Menschen sehr selten. In der Vergangenheit gab es nur wenige Fälle, in denen gesunde Wölfe einen Menschen angegriffen oder gar getötet haben. Wolfsangriffe auf Menschen lassen sich vor allem auf drei Ursachen zurückführen: Tollwut, Provokation und Futterkonditionierung.
Wolfsangriffe auf Menschen lassen sich vor allem auf drei Ursachen zurückführen: Tollwut, Provokation und Futterkonditionierung.
Tollwut, eine tödlich verlaufende Viruserkrankung, die in früheren Zeiten als Hauptursache für Wolfsangriffe galt, ist in Deutschland seit 2008 ausgerottet und gilt auch in den angrenzenden Ländern durch die Immunisierung des Fuchses als weitestgehend bekämpft. Auch die Provokation eines Wolfes ist unter den heutigen Gegebenheiten eine eher unwahrscheinliche Gefahrenursache, da sie laut der Studie vor allem Tierhalter betraf, die – beim Versuch ihre Nutztiere vor einem Angriff zu schützen – Wölfe mit Knüppeln oder Heugabeln in die Enge trieben beziehungsweise Jäger, die Welpen aus dem Bau holten.
Die in unserer gegenwärtigen Kulturlandschaft am ehesten mögliche Ursache für gefährliches Verhalten von Wölfen gegenüber Menschen ist eine starke Gewöhnung an die Nähe von Menschen (Habituation) verbunden mit positiven Reizen wie z. B. Füttern (Futterkonditonierung). Futterkonditionierte Wölfe unterscheiden sich dahingehend von anderen Wölfen, dass sie sich aufgrund von positiven Reizen für Menschen interessieren und aktiv deren Nähe suchen. Bleiben die erwarteten positiven Reize (z. B. Futter) aus, kann das dazu führen, dass die betroffenen Wölfe aufdringliches, dreistes und schlimmstenfalls aggressives Verhalten entwickeln.
am ehesten mögliche Ursache für gefährliches Verhalten von Wölfen gegenüber Menschen ... mit positiven Reizen wie z. B. Füttern (Futterkonditonierung)
Um Missverständnissen vorzubeugen: Alle Wildtiere, also auch Wölfe, die in Kulturlandschaften leben, müssen sich zu einem gewissen Maße an die menschliche Anwesenheit gewöhnen (Habituation). Sie lernen Menschen und menschliche Aktivitäten in gewissem Umfang zu tolerieren. Eine solche Gewöhnung führt nicht per se zu problematischem Verhalten. Wenn Wölfe die Erfahrung gemacht haben, dass die Wahrnehmung menschlicher Präsenz ohne negative Konsequenzen verläuft, reagieren sie bei Begegnungen mit Menschen und Fahrzeugen in der Regel zwar vorsichtig, aber nicht extrem scheu und traben meist ohne übermäßige Hast davon.
Wölfe, die weder positive noch negative Erfahrungen mit Menschen gemacht haben, bleiben diesen gegenüber argwöhnisch und nähern sich nicht aktiv an. Jungwölfe können durch ihre Neugierde und Naivität bisweilen eine geringere Fluchtdistanz zu Menschen aufweisen, als erwachsene Wölfe.
Jungwölfe können durch ihre Neugierde und Naivität bisweilen eine geringere Fluchtdistanz zu Menschen aufweisen, als erwachsene Wölfe.
Auszug aus "Wolfsbegegnungen in der Kulturlandschaft"
Wenn Wolf und Hund aufeinandertreffen
Wölfe sind die Vorfahren unserer Hunde und können noch immer mit ihnen kommunizieren.
Gerade die Tatsache, dass Wölfe Hunde unter Umständen als Artgenossen ansehen, kann jedoch problematisch sein.
Hunde verhalten sich in der Regel nicht wie Wölfe, was zu "Missverständnissen" führen kann. Generell sollten Hunde im Wolfsgebiet angeleint bzw. nahe bei ihrem Besitzer geführt werden. Es kann durchaus vorkommen, dass Wölfe sich für diese Artgenossen interessieren, die aus Wolfssicht "dreist" in ihrem Territorium markieren. Die Nähe seines Besitzers ist der beste Schutz für den Hund. Eine Gefahr für den Hundeführer besteht selbst in diesen Situationen nicht. Die Wölfe interessieren sich für ihre domestizierten Verwandten, nicht für die Menschen. Kommt es zu einem Zusammentreffen von Wolf und Hund, sollte man seinen Hund zu sich rufen, anleinen und sich ruhig zurückziehen. Falls der Wolf weiter Interesse an dem Hund zeigt, sollte man sich durch Rufen deutlich bemerkbar machen und den Wolf gegebenenfalls durch das Werfen von Gegenständen vertreiben.
Die Wölfe interessieren sich für ihre domestizierten Verwandten, nicht für die Menschen.
Einsatz von Jagdhunden in Wolfsgebieten
In der Jagdpresse wird immer wieder auf die Gefahr für jagdlich geführte Hunde im Wolfsgebiet hingewiesen. Begründet wird dies mit Beispielen aus Schweden, wo jährlich zwischen 20 und 40 Jagdhunde bei der Jagdausübung durch Wölfe getötet werden. Einen vergleichbaren Fall in Deutschland hat es in den letzten 15 Jahren nicht gegeben.
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Der Einsatz von Jagdhunden im Schwedischen Wolfsgebiet ist mit der Jagdausübung, wie sie in Deutschland stattfindet, nicht vergleichbar. Dort jagen Hasenbracken und Elchhunde weiträumig und oft weit entfernt vom Jäger. In Deutschland werden Stöberhunde vor allem bei Ansitzdrückjagden eingesetzt. Dabei sollen sie innerhalb eines begrenzten Gebietes den Jägern das Wild zutreiben.
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In der Lausitz wird seit mehr als 15 Jahren mit Hunden im Wolfsgebiet gejagt. Die Erfahrungen zeigen, dass die Gefährdung für Jagdhunde hier nicht höher ist als anderswo. Das Risiko bei der Jagdausübung verletzt zu werden, ist für Jagdhunde nicht gering. Jährlich kommen Hunde dabei durch Wildschweine zu Tode, werden aus Versehen erschossen oder im Straßenverkehr überfahren. In Bezug auf den Wolf werden in der Lausitz bei Drückjagden im Wolfsgebiet von Seiten des Bundesforstbetriebes Lausitz seit Jahren bestimmte Vorsichtsmaßnahmen ergriffen:
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Hundeführer werden im Vorhinein über die Anwesenheit von Wölfen informiert.
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Es wird darum gebeten, dass Hunde, die im Ausland bereits auf Großraubwild (Jagd auf große Beutegreifer) eingesetzt wurden, im Wolfsgebiet nicht verwendet werden.
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Die Hunde werden erst ca. 20 Minuten nach Beginn des Treibens geschnallt (von der Leine gelassen). Dadurch sollen die Wölfe die Möglichkeit bekommen, sich auf das Geschehen einzustellen und überraschende Zusammentreffen von Wolf und Hund vermieden werden.
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Bei der Nachsuche auf verletztes Wild wird der Schweißhund erst dann geschnallt, wenn der Hundeführer das verletzte Tier kurz vor sich hat und ausschließen kann, dass es bereits von Wölfen in Besitz genommen worden ist.
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Darüber hinaus ist es empfehlenswert, den Hunden Glocken oder Schellen umzuhängen, um sie für Wölfe schon von weitem hörbar zu machen.
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Eine Vorsichtsmaßnahme sollte bereits bei der Ausbildung von Jagdhunden berücksichtigt werden. Bei der Abrichtung und beim Führen eines Jagdhundes sollte der Hund nicht für das Anzeigen von Wolfszeichen belohnt werden. Die Gefahr besteht, dass ein jagdlich geführter Hund dies fehlinterpretiert und bei anderer Gelegenheit eine Wolfsfährte verfolgt, wie er das mit einer Hirsch- oder Wildschweinfährte auch tun würde. Ein Hund, der einen Wolf verfolgt und stellt, riskiert jedoch tatsächlich von diesem angegriffen zu werden.
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Ein solcher Vorfall ereignete sich bereits 2005 in der Lausitz, als eine Jagdterrierhündin sich außerhalb des Jagdeinsatzes unbemerkt von ihrem Besitzer entfernte, die Fährte einer Wölfin aufnahm, diese verfolgte und stellte. Die Hündin wurde von der Wölfin mehrfach gebissen. Sie kam noch zum Besitzer zurück, starb jedoch wenig später bei der tierärztlichen Behandlung an ihren Verletzungen. Es gibt durchaus Hundeführer, die ihren Hund im Wolfsgebiet nicht mehr einsetzen. Tatsächlich kann nicht ausgeschlossen werden, dass auch in Deutschland zukünftig Hunde beim Jagdeinsatz von Wölfen angegriffen werden.
Die größere Gefahr für Jagdhunde geht jedoch auch im Wolfsgebiet vom Straßenverkehr und von Wildschweinen aus.
Aber nochmal zurück zum Fluchtverhalten von Wölfen gegenüber Menschen...
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Guido Meyer berichtet auf seiner Homepage "www.naturdigital.online" dass es besonders erstaunlich ist, wie in den vielen erlebten Sichtungen eine panikartige Reaktion der Wölfe beoachtet wurde und eine eindeutig ängstliche Körpersprache, die sofortige Flucht.
Er berichtet weiter, dass er schon Begegnungen auf weitläufigen flachen Ebenen hatte, in denen die Wölfe rannten bis zum Horizont, sich immer wieder umdrehend und dass voller Panik. Die Scheu des europäischen Wolfs ist so groß, dass er als einziges Wildtier sogar seine Jungen zurücklässt. Dieses extrem soziale Tier, sich auch um Alte und Verletzte ihres Rudels kümmernd, in dem Wölfe auch diese Familienmiglieder mit Nahrung verpflegen, lässt aber dann seine Jungen, seine eigenen Welpen zurück, wenn Menschen in die Nähe geraten.
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Während uns Menschen sogar Möwen attackieren, um ihr Gelege zu verteidigen, Bachen sofort angreifen, fast alle Tiere ihre Jungen extremst und eigentlich auch oft chancenlos verteidigen, läuft der Wolf, vielen von uns durchaus körperlich überlegen, tatsächlich einfach nur davon, seine genetische Scheu vor uns Menschen zwingt ihn dazu. Einzig nur die ersten Wochen lässt die Fähe nicht mal ihr Rudel an die Welpen.
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​Wildtiere wie der Fuchs rufen zumindest ihre Jungen zurück, sind immerhin noch um das Leben der Jungen bemüht, der Wolf aber nicht. Die Scheu, die Fluchtdistanz, ist bei ihm bezogen auf den Menschen riesig, verwundert es daher, dass in ganz Europa seit Ende der Tollwut vor 21 Jahren nicht ein Angriff durch den Wolf stattfand?
Lediglich junge Wölfe, meist Jährlinge, die ihren Familienclan verlassen haben um eigene Territorien aufzusuchen, um ein eigenes Rudel zu gründen, kommen durchaus versehentlich mal dem Menschen sehr nahe. Es sind völlig unerfahrene Jungwölfe, auch befinden sich diese dann nicht auf der Jagd, sondern ziehen nur von A nach B.
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Optisch sind diese für einen Laien von einem adulten Wolf nicht mehr zu unterscheiden. Die Rüden sind dann schon größer als die Mutter/Fähe. Einzig die schlaksige Körpersprache vielleicht, die Verspieltheit und die große Neugierde sind der Unterschied. Erst kürzlich belegten DNA-Spuren über das europaweite Wolfsmonotoring, dass der Wolf GW1909m, so seine Monitoring-Bezeichnung, unglaubliche 1.240 km zurückgelegt hat.
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Ein Wolf frisst gern bis zu 3 kg Fleisch/Tag, auch kann er durchaus mal 11 kg auf einmal verspeisen. Gem. Gutachten des Sachverständigen-Büros Geb. Grimm sollten es auch mal Mengen entsprechend zweier Menschen gewesen sein, was aber bis heute nur einmal bestätigt wurde, allerdings dann doch immer wieder von bestimmten wissenschaftsresistenten Interessengruppen nach vorn geholt wird. Wölfe können durchaus auch bis zu 2 Wochen hungern, brauchen im Winter auch kein Wasser, eine Handvoll Schnee reicht oft.
Vom Bild des ständig nur jagenden und fressenden Wolfes müssen wir uns, der Geb. Grimm zum Trotz, verabschieden. Jungwölfe also ziehen von A nach B, ihr Instinkt leitet sie, sie brechen irgendwann zwischen dem 11. und 22. Monat auf und lassen sich irgendwann irgendwo nieder.
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Wer einmal versucht hat, eine Linie von mehr als 100 km durch Deutschland zu ziehen ohne auf ein Dorf zu treffen, versteht schnell, dass ein unerfahrener Jungwolf, oft erstmalig auf Menschen, oder menschliche Siedlungen treffend, zwangsläufig auch mal auf ein Dorf trifft, zumal Wölfe energiesparend durchaus gern vom Menschen erschaffene Wege nutzen. Wohin führen fast immer Wege? Natürlich dorthin oder zumindest dort vorbei, wo Menschen leben. Manche sind dann, genau wie Junghunde in dem Alter, sehr neugierig, viele aber einfach nur ängstlich.
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Das weit verbreitete Bild vom Wolf, der unberührte Wildnis und weiträumige menschenleere Gebiete braucht, entspricht nicht der Wahrheit. Wölfe leben heute in Mitteleuropa in dicht besiedelten Landschaften in direkter Nähe zum Menschen. Da Wölfe täglich weite Strecken zurücklegen und in großen Revieren leben, tauchen sie auch regelmäßig in der Nähe von menschlichen Siedlungen auf. Es kann dabei vorkommen, dass sie nachts hin und wieder Dörfer durchqueren, am Dorfrand nach Nahrung suchen oder tagsüber in Sichtweite von bewohnten Gebäuden entlanglaufen. Die Erfahrung zeigt, dass von einem solchen Verhalten allein keine Gefährdung für Menschen ausgeht, der Weidetierschutz aber ist damit unumgänglich.
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Wölfe brauchen eigentlich keine Wildnis und leben mit uns in der “Kulturlandschaft”. Daher ist die Sichtung eines Wolfs in der Nähe von Siedlungen nichts Ungewöhnliches. Bei einer Reviergröße von 150 bis 300 Quadratkilometern liegen immer menschliche Siedlungen mitten im Wolfsrevier. Leider wird ihnen das oft zum Verhängnis, 79% der gefundenen Wölfe sterben im Straßenverkehr, zuletzt 125 im Monitoringjahr 2022/23, mit den illegalen Tötungen waren es 159 Totfunde.
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Bis vor einigen wenigen Jahre wurden Wölfe lediglich in Gefangenschaft studiert, daraus zog die Forschung falsche Schlüsse. Auch daraus resultiert leider ein bis heute in der Gesellschaft manifestiertes Bild vom aggressiven Wolf. So wurden oft Wölfe aus verschiedenen Rudeln zusammengelegt, es ergab sich natürlicher Weise extremer Stress, denn in der Natur kommen solche Begegnungen nicht vor. Wenn ein fremder Wolf ein Territorium kreuzt, begibt er sich in größte Lebensgefahr. Wenn nun verschiedene Wölfe, noch dazu in einem engen Gehege zusammengelegt werden, kommt es zu schweren Rivalitäten. Diese sind in einem Familienclan, also einem natürlichen Rudel, bestehend aus Elterntieren und zwei Generationen eigener Welpen, völlig ausgeschlossen, dort gibt es daher in der modernen Wissenschaft auch den Begriff Alphawolf nicht mehr.
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Im Gegenteil, dass ausgeprägte Sozialverhalten von Wölfen im Wolfsrudel ähnelt sehr dem Menschen (Neid, Missgunst und Habgier mal ausgeklammert). Im zusammengelegten engen Gehege ist das völlig anders.
Beißereien, Aggressionen sind an der Tagesordnung und wurden dahingehend fehlinterpretiert. Man glaubte sehr lange, dass Wölfe von einem Leitwolf, dem Alphawolf, dem größten und stärksten Tier, angeführt werden, dem sich alle anderen Wölfe unterordnen mussten. Man glaubte, dass im Wolfsrudel eine strenge Rangordnung herrscht, in der alle Wölfe einen bestimmten Platz einnehmen. So steht es auch noch in manchem Biologie-Buch bis heute, und sehr wahrscheinlich ist das auch der Grund für die Unaufgeklärtheit in der Gesellschaft zum Thema Wolf, denn die damaligen Beobachtungen unterstützten das Bild des aggressiven und damit gefährlichen “Raubtieres” (Beutegreifer). Die tatsächlich sensiblen Sozialstrukturen eines Familienverbandes konnten unter den Voraussetzungen nicht beobachtet werden.
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Der Wolf würde heute längst im anderen Licht stehen, der Wissenschaft folgend, wenn nicht ausgerechnet die Jägerschaft im Eigeninteresse sich der gesellschaftlichen Urängste bedienen würde, um den Wolf wieder loszuwerden. Warum klären Jäger nicht “fair”nünftig auf?
Statt wissenschaftliche Fundamente zu nutzen, statt sich über die Rückkehr der Wölfe als echter Naturschützer zu erfreuen, nutzt man jede Chance auf Basis der Urängste, den Wolf weiter zu diffamieren, um ihn wieder loszuwerden. Fadenscheinige Argumentationsketten, zum Großteil einfache “Meinungen” eines Jägers, der selbstverständlich nicht auch automatisch gleich eine Fachautorität im Thema Wolf darstellt, werden der Gesellschaft als “Experten” verkauft. Begriffe wie “Problemwolf”, obgleich es meist ein Problemweidetierhalter war, werden ständig genutzt um Abschüsse zu rechtfertigen. So wird der Wolf von vielen Seiten immer wieder fälschlicherweise als aggressiv, gar als blutrünstige Bestie dargestellt – dabei ist er alles andere als das.
Die Scheu des europäischen Wolfs ist so groß, dass er als einziges Wildtier sogar seine Jungen zurücklässt.
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