Herdenschutz statt Rissverlust
Definition Herdenschutz:
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Unter den Begriff Herdenschutz fällt ein Bündel verschiedenster Methoden, die alle zum Ziel haben, Nutztiere vor dem Beutegreifer Wolf zu schützen. Darunter fallen über Jahrhunderte bewährte, traditionelle Methoden wie die Behirtung oder der Einsatz von Herdenschutzhunden. In den letzten Jahrzehnten entwickelten sich die Elektrozäune als wichtigster Baustein des modernen Herdenschutzes.
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Herdenschutzmaßnahmen können dabei, abhängig vom Gelände, dem Weidemanagement, der Nutztierart und dem verwendeten Zaunmaterial auf vielfältige Weise umgesetzt werden. Nicht zuletzt spielen Aspekte des Verhaltens und der Ökologie von Nutz- und Wildtieren eine wichtige Rolle in der Anwendung.
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Herdenschutz wird in Baden-Württemberg durch das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg
gefördert/finanziert. Dies gilt unabhängig davon ob es sich um einen Hobby- oder Berufsschäfer handelt.
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Hier ist es auch egal ob man 5 Schafe oder wie viele Berufsschäfer 300 Schafe aufwärts hält.
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Über 90% der Schafthalter Deutschlands sind Hobbyschäfer, es gibt noch 850 Berufsschäfer, wovon 90 Schäfer sogenannte Wanderschäfer sind.
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Der Schafbestand in Deutschland wurde 11/23 auf 1,6 Millionen Schafe beziffert.
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Das Bonner Bundesamt für Naturschutz gibt die Zahl der Risse für 2023 mit 1339 Tieren an.
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Bei den gemeldeten Wolfsrissen wurden in über 80% der mangelnde Herdenschutz, davon bei 85% eine fehlende/nicht richtig durchgeführte Erdung als Ursache belegt.
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In Deutschland gab es im Jahr 2023: 184 bestätigte Rudel, 47 Paare und 22 territoriale Einzeltiere. Insgesamt 1.339 Wolfsindividuen und wie bereits erwähnt 1339 Wolfsrisse. Sehen wir im Vergleich mal nach Frankreich so gibt es dort 1.100 Wölfe, 4.100 Übergriffe und über 12.000 getötete Weidetiere.
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D.h. es gibt in Frankreich weniger Wölfe und über das 10fache mehr an getöteten Weidetieren als in Deutschland.
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Zu sagen dass wenige Wölfe durch zum Beispiel Schnellabschüsse sog. Problemwölfe zu weniger Weidetierrissen führt funktioniert also nicht so wirklich.
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Nun könnte man noch darüber diskutieren, ob wir als Bundesland alle von der EU für den Herdenschutz zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel ausschöpfen oder nicht. Wie lange es braucht, bis ein Antrag zur Förderung bearbeitet wurde oder nicht. Dass Solarpanels zur Stromgewinnung am Weideschutzzaun nicht mehr gefördert werden. Oder einzelne Bundesländer miteinander vergleichen wie der Herdenschutz umgesetzt wird und welche finanziellen Mittel denn dort zur Verfügung stehen. Dies bringt in meinen Augen aber rein garnichts, da das Grundproblem eigentlich darin besteht, man muss den Herdenschutz wollen und dann auch richtig umsetzen.
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Zu sagen man steht alleine da beim Herdenschutz stimmt so auch nicht ganz. Es gibt zum Beispiel die Organisation WikiWolves welche im Rahmen von Freiwilligeneinsätzen helfen Herdenschutzzäune zu errichten, beraten und wenn notwendig auch Zäune zur Verfügung stellen können.
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Doch nun erstmal zum Grundschutz.
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Grundschutz und empfohlener Schutz:
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Um die Weidetiere vor Übergriffen zu schützen, sind präventive Herdenschutzmaßnahmen essenziell. Während der Grundschutz bei Zäunen häufig direkt mit dem vorhandenen Material umsetzbar ist, sollte langfristig der empfohlene Schutz erreicht werden.
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Für den wolfsabweisenden Grundschutz gilt Folgendes:
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1. Schafe, Ziegen und landwirtschaftliche Gehegehaltungen von Schalenwild innerhalb des Fördergebiets
Risse von Schafen, Ziegen und Schalenwild aus landwirtschaftlicher Gehegehaltung innerhalb eines Fördergebiets Wolfsprävention sind nur noch erstattungsfähig, wenn die Tiere zum Zeitpunkt des Übergriffs durch einen fachgerechten Grundschutz geschützt waren.
Ein fachgerechter Grundschutz ist gegeben, wenn die Tiere durch Zäune, Herdenschutzhunde, Stallungen oder Behirtung gesichert und dabei die folgenden Punkte umgesetzt sind:
1.1. Schutz mit Zäunen
1.1.1. Allgemeine Vorgaben zum Einsatz von Zäunen für einen grundschutzkonformen Schutz von Schafen, Ziegen und landwirtschaftlichen Gehegehaltungen von Schalenwild
- Alle Zäunungen sind straff gespannt und allseitig geschlossen – also beispielsweise auch wasserseitig.
- Keine bodennahen Durchschlupfmöglichkeiten größer als
20 cm vorhanden, die beispielsweise durch Geländeunebenheiten wie Gräben und Fahrspuren oder Torbereiche entstehen könnten.
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- Keine direkt angrenzenden Einsprungmöglichkeiten vorhanden, von denen aus der Wolf in die eingezäunte Fläche springen könnte (zum Beispiel Heuballen, Brennholzstapel oder Geländekanten).
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- Alle Zäune müssen elektrifiziert sein (Weidnetze, Litzenzäune oder zusätzliche
Litzen z. B. an Drahtgeflechtzäunen), ausgenommen Drahtgeflechtzäune von
mindestens 180 cm Höhe von landwirtschaftlichen Gehegehaltungen von Schalenwild.
Wölfe haben eine NEOPHOBIE -> Angst vor neuen Dingen/dem Unbekannten.
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Dies ist auch der Grund dafür, dass Wölfe immer versuchen werden einen Weidezaun zu untergraben, eine Stelle zu finden an der sie durchpassen und nicht versuchen werden über einen Zaun zu springen.
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Die Gefahr sich bei so einem Sprung zu verletzen ist ihnen zu groß. Sie könnten sich beim Aufkommen verletzen und so im schlimmsten Fall in der Natur nicht mehr überlebensfähig sein. Darum bevorzugt der Wolf immer den Weg unterhalb eines Weidezauns.
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Deshalb ist es so wichtig, dass ein Zwischenraum von 20cm zwischen Zaun und Boden nicht überschritten wird und dass der Weidezaun in Bodennähe regelmäßig freigeschnitten und kontrolliert wird.
1.1.2. Allgemeine Vorgaben zur Elektrifizierung von Zäunen für einen grundschutzkonformen Schutz von Nutztieren
- Die Spannung an stromführenden Elementen sollte überall am Zaun deutlich
über 4.000 Volt betragen und 2.000 Volt keinesfalls unterschreiten.
- Impulsenergie des verwendeten Weidezaungerätes angepasst an Zaunsystem,
mindestens 1 Joule (Empfehlung: mindestens 2 Joule).
- Erdung angepasst an Weidezaungerät, die Standortbedingungen und das Zaun-
material. Dies wird als gegeben angesehen, wenn mindestens eines der folgen-
den Kriterien erfüllt ist:
o Ausführung der Erdung gemäß Empfehlungen des Weidezaungeräteher-
stellers.
o Bei Elektrozäunen mit mitgeführtem Erdleiter Ausführung der Erdung ge-
mäß den Empfehlungen des Zaunherstellers.
o Ausführung der Erdung entsprechend der Impulsenergie des Weidezaun-
gerätes1:
â–ª 1,0 – 1,5 J = minimal 1x Erdungsmaterial (z. B. Erdstab) à 1 m
Länge
â–ª 1,6 – 5,0 J = minimal 2x Erdungsmaterial (z. B. Erdstab) à 1 m
Länge
- 4 -
â–ª 5,1 – 15 J = minimal 3x Erdungsmaterial (z. B. Erdstab) à 2 m
Länge,
â–ª eine messbare Spannung an der Erdung von < 500 V bei belaste-
tem Zaun (Zaunspannung < 2.000 V durch künstlichen Kurz-
schluss)
ausschließliche Verwendung von Plus/Minus-Zäunen.
Das Weidezaungerät erzeugt in regelmäßigem Takt ungefährliche Hochspannungsimpulse. Die Hütespannung sollte dabei mindestens 2000 Volt und höchstens 10.000 Volt betragen. Empfehlenswert ist eine minimale Spannung von 3000 Volt.
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Beim Wolf sollte der Impuls mindestens 2000 Volt, deutlich über 400 Volt betragen.
Heute erzeugt das elektronische Gerät aus 12 Volt Versorgungsspannung Impulse von bis zu 15.000 Volt von sehr kurzer Dauer (0,1 bis 0,3 Millisekunden). Dadurch wird die Energie – je nach zu hütender Tiergröße und je nach Zaunlänge – auf 0,1 bis 5 Joule begrenzt und ist für Tier und Mensch ungefährlich.
1.1.3. Spezielle Vorgaben zu elektrifizierten Weidenetzen für einen grundschutzkonfor-
men Schutz von Schafen und Ziegen:
- minimal 90 cm Höhe (Empfehlung: 105 -120 cm),
- maximal 20 cm Bodenabstand der unteren stromführenden Litze,
1.1.4. Spezielle Vorgaben zu stromführenden Litzenzäunen für einen grundschutzkon-
formen Schutz von Schafen und Ziegen:
- minimal 4 stromführende Litzen (Empfehlung: 5 stromführende Litzen)
- Litzenhöhen: 20 cm, 40 cm, 60 cm, 90 cm, 120 cm
oder auf: 20 cm, 40 cm, 60 cm, 80 cm, 110 cm, 140 cm
1.1.5. Spezielle Vorgaben zu Festzäunen in Form stabiler Drahtgeflechtzäune für einen
grundschutzkonformen Schutz von Schafen und Ziegen
- ausreichend stabil, intakt, durchschlupfsicher und minimal 90 cm hoch
- Überkletterschutz:
o minimal eine stromführende Litze/Breitbandlitze (Empfehlung: zwei Litzen)
o Leiterhöhe: minimal 90 cm (Empfehlung: zweite Litze auf 120 cm)
o Abstand des Leiters zum Festzaun: ~20-30 cm (nach außen bzw. nach
oben)
- Untergrabschutz durch eine der folgenden Möglichkeiten:
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Eine außenliegende stromführende Litze mit maximal 20 cm Bodenab-
stand und ca. 20 cm waagerechtem Abstand zum Festzaun (Empfehlung:
zwei Litzen in 20 und 40 cm Höhe)
o eine fest am Boden und am Festzaun mit ausreichend Überstand (Emp-
fehlung: 40 cm Überlappung mit bestehendem Festzaun) angebrachte ho-
rizontale Zaunschürze aus Drahtgeflecht (Material-Ø ≥ 2 mm) mit einer ef-
fektiven auf dem Boden aufliegenden Breite von ca. 100 cm
o Alternativ: eine minimal 40 cm tiefe bzw. bis zum anstehenden Gestein
reichende senkrecht eingegrabene Zaunverlängerung aus Drahtgeflecht
(Material-Ø ≥ 2 mm), i. d. R. nur sinnvoll bei Neuanlagen
o ein auf andere Weise hergestellter mechanischer Untergrabschutz (Be-
tonsockel, Steinplatten, etc.) vergleichbarer Dimension
Herdenschutz mit Herdenschutzhund:
Der Einsatz der Herdenschutzhunde zielt auf den Schutz vor Gefahren durch große Beutegreifer, Greif- und Rabenvögel aber auch Diebstahl ab. Dies erfordert von den Hunden bestimmte Eigenschaften z.B. Selbstständigkeit, Zuverlässigkeit und Selbstbewusstsein sowie ein gutes Einschätzungsvermögen zwischen Gefahren- und Alltagssituationen. Unter der Berücksichtigung der Weidetieranzahl, den Geländegegebenheiten und Betriebsumständen (z.B. Tourismusintensität, Nähe zur Nachbarschaft etc.) wird entschieden, ob der Einsatz sinnvoll ist und welche Hunderasse geeignet wäre.
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Nutztierhaltende sollten für die Anschaffung von Herdenschutzhunden ein hohes Maß an Bereitschaft mitbringen, Zeit und Geduld in die Sozialisation und Haltung der Tiere zu investieren. Es sollten nur Hunde eingesetzt werden, die auch mit dem Menschen sozialisiert sind. Bis zur vollumfänglichen Einsatzbereitschaft kann es bis zu zwei Jahre dauern. Ein vorausschauendes Konfliktmanagement und begleitende Aufklärungsarbeit im Einsatzgebiet und mit Zielgruppen wie Tourist*Innen und Hundebesitzer*Innen kann dabei Problemen vorbeugen.
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Herdenschutzhunde sind eine Variante, um den empfohlenen Schutz umzusetzen. Die Unterhaltskosten für zertifizierte Herdenschutzhunde können vom Land Baden-Württemberg unter bestimmten Voraussetzungen mit einer jährlichen Pauschale gefördert werden.
Erfahrungen durch Projektbetriebe
Zwei Testbetriebe integrierten mit Hilfe von LSV
und NABU im 2015 begonnenen Projekt Herden-
schutzhunde, der dritte Testbetrieb hatte bereits kurz
vorher Herdenschutzhunde angeschafft. Sie wurden
im neuen Projekt seit Mai 2018 weiter betreut und
begleitet. Die Testbetriebe tauschen sich regelmäßig
aus und stehen mit weiteren Betrieben ebenso in en-
gem Kontakt wie mit LSV und NABU. Daraus ergaben
sich zahlreiche neue Erkenntnisse für den Einsatz von
Herdenschutzhunden in Baden-Württemberg.
Integration und Sozialisation
Es hat sich gezeigt, dass eine vorsichtige Integration
der Herdenschutzhunde in die Herde von großer Be-
deutung ist. Dabei müssen nicht nur die Hunde ihre
Herde kennenlernen, vor allem die Weidetiere müs-
sen sich an die Anwesenheit der Herdenschutzhunde
gewöhnen. Die Herdenschutzhunde müssen außer-
dem mit Menschen vertraut werden, insbesondere
mit ihren Halterinnen und Haltern. Die Tiere sollen
selbstständig ihrer Arbeit nachgehen, aber gleichzeitig
auf ihre Besitzerinnen und Besitzer hören. Sie sollen
folgsam und umgänglich sein. Eine gute Sozialisation
in der Welpen- und Junghundephase ist daher zentral.
Herdenschutzhunde-Verbände und die Herden-
schutzberatung des Landes können den Betrieben
unterstützend zur Seite stehen
Konflikte
Herdenschutzhunde sollen angreifende Wölfe vor allem mit ihrer Präsenz beeindrucken und so Übergriffe auf Weidetiere verhindern. Das machen die Hunde vor allem, indem sie innerhalb der eingezäunten Weideflächen am Zaun laut bellen. Auf Menschen, die in der Umgebung wohnen oder spazieren gehen, kann dies jedoch schnell lästig oder sogar bedrohlich wirken. Es ist deshalb wichtig, die Bevölkerung über den Einsatz und das Verhalten von Herdenschutzhunden zu informieren und aufzuklären.
Während ihres Einsatzes befinden sie sich die Hunde die ganze Zeit bei der Herde. Sie sind speziell für diese Ansprüche gezüchtet. Ihr dickes Fell schützt sie z.B. vor Kälte und Regen. Einen natürlichen Witterungsschutz, auch vor Sonne, benötigen sie jedoch trotzdem, wie auch die Weidetiere. Herdenschutzhunde sind stark territorial, das heißt sie verteidigen ihre Weide. Ausbüchsen dürfen sie nicht, deshalb wird ihnen abtrainiert, über den Zaun zu springen. Sie sollen von der Weide aus mit lautem Bellen jeden Störenfried abwehren und – falls dies bei Wölfen nicht ausreichen sollte und sie die Weide betreten – gegebenenfalls angreifen. Gut ausgebildete Herdenschutzhunde bleiben innerhalb der Abzäunung ihrer Herde.
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Fußgänger*innen werden so zwar unter lautem Gebell am Zaun entlang begleitet, aber nicht angegriffen. Sind Herdenschutzhunde auf der Weide im Einsatz, greifen Wölfe in der Regel nicht an, da sie kämpferische Auseinandersetzungen vermeiden, um selbst keine Verletzungen zu riskieren.
Ein sehr interessanter und zugleich sehr guter Beitrag zum Thema Herdenschutz:
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"Thomas Rebre" (Schäfer in der Lüneburger Heide): "Jetzt müssen wir ihnen beibringen: Unsere Schafe nicht."
( Er ist Berufsschäfer, betreut 500 Schnucken und Ziegen und bewegt sich durch das Gebiet von 4 Wolfsrudeln.)
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"Viele Schäfer haben die Einstellung: "Dass haben wir schon immer so gemacht, dass machen wir auch weiterhin so."
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Es fallen leider auch so Aussagen wie: "Ich muss mich jetzt da nicht anpassen, der muss weg."
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"Würde man Wölfe regulär bejagen wollen, müsste man ja alle Wölfe schießen."
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"Es ist auch ein Irrtum dass der Wolf etwas daraus lernt, wenn man ihn bejagt. Denn wie soll der Wolf begreifen, dass er die Schafe in Ruhe lassen soll, wenn es laut knallt und neben ihm ein anderer Wolf einfach umkippt."
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"Selbst wenn wir die Wölfe ausrotten würden, es wird immer wieder einzelne durchziehende Individuen geben, die auch Schaden anrichten werden."
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"Jeder kann seine Meinung vertreten. Er muss dann aber auch mit den Konsequenzen leben."
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"In 10-15 Jahren 3 Übergriffe, 3 Lämmer und ein Schaf."
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"Mit Leuten zu reden, die den Wolf nicht akzeptieren, bringt Nichts. Dass ist verschenkte Zeit."
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"Zu 100% kontrollieren die Wölfe unsere Zäune."
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"Wir hätten nicht diese Welt die wir haben, wenn wir die Natur achten würden.Wir missachten die Natur ja von vorne bis hinten. Wir benutzen die Natur ausschließlich als Rohstofflieferant und Mülldeponie."
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"Wäre die Bevölkerung hier auf Lammfleisch angewiesen, gäbe es überhaupt keinen Wolf mehr."
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"Um so mehr ich ein Tier zu einem Problem erkläre, um so mehr ist es auch im Bewusstsein der Menschen ein Problem. "
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"Es wird immer ein Konflikt bleiben. Wenn man ihn medial nicht immer so hochpusten würde, könnten auch alle damit leben."
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Mein Fazit zum Thema Grundschutz und Herdenschutz:
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Der Wolf (Canis lupus lupus) ist der wohl bekannteste Beutegreifer Deutschlands. Lange Zeit galt er hier als ausgerottet. Er erobert sich einen Teil seines ursprünglichen Terrains zurück.
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Der Wolf ist vor ca. 10 Jahren als absoluter Spitzenprädator nach Deutschland zurückgekehrt. Er ist gekommen um zu bleiben. Selbst wenn wir die Wölfe ausrotten würden, es wird immer wieder einzelne durchziehende Individuen geben, die auch Schaden anrichten werden.
Er ist wichtig für die Biodiversität und für das natürliche Gleichgewicht, gerade unter dem Schalenwild.
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Der Wolf sorgt für einen gesunden Wildtierbestand und reguliert mit seiner Anwesenheit den Bestand, ohne das eine Jagd hier eingreifen müsste.
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Wir sollten uns mit ihm arrangieren. Ohne Herdenschutz kann Weidetierhaltung nicht funktionieren. Wir haben Schafe, Ziegen & Co. domestiziert und damit auch eine Verantwortung für diese übernommen.
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Es ist bei Rissen immer leichter die Schuld auf jemanden zu schieben der sich gegen diese Vorwürfe nicht verteidigen kann. Vielleicht sollte man erstmal schauen, wo es im Herdenschutz die eine oder andere Schwachstelle(n) gab, weshalb der Wolf zur Herde durchkommen konnte.
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Eine der häufigsten Schwachstellen ist nicht der Weideschutzzaun sondern das Weideschutztor. Denn oft ist es im unteren Bereich nicht ausreichend gesichert, die Höhe zwischen Tor und Boden weit mehr als die empfohlenen 20 cm.
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55 tote Schafe nach mutmaßlicher Wolfsattacke im Landkreis Stade
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Auch hier hat man natürlich sofort dem Wolf die Schuld zugeschoben. Man erwähnt extra zu anfangs, dass der Zaun 1,10m hoch ist, 5 stromführende Litzen hat. Der Präsident der Landesjägerschaft "Helmut Dammann-Tanke" betont extra, dass ganze 28.000,- € an Steuergeldern in die Herdenschutzmaßnahmen geflossen sind. Er geht noch weiter und sagt, dass der Zaun nicht nur die Mindestanforderungen erfüllt hat, sondern weit darüber hinaus ging.
Christian Mayer der zuständige Umweltminister fordert eine Lösung um schneller Problemwölfe "entnehmen" zu können. Also quasi noch bevor man überhaupt nachgewiesen hat, dass es sich um den Problemwolf handelt. Dass ist quasi wie wenn ich jemanden einfach festnehme weil er an einem Tatort gesehen wurde. Dann habe ich zumindest mal einen Verdächtigen. Beim Wolf will man noch weitergehen. Man überspringt den Verdächtigen, die Beweisaufnahme, eine Verhandlung und geht gleich zum Schuldspruch über.
Ich beschäftige mich noch nicht sehr lange so intensiv mit dem Wolf, aber trotzdem finde ich es traurig welch Arroganz und welch Recht wir uns rausnehmen so über den Wolf und somit unsere Natur zu richten.
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Thomas Mitschke vom Freundeskreis Freilebender Wölfe e.V. berichtet in "DER WOLFSPODCAST" darüber, dass das Tor zur Weide mit 40 cm Bodenfreiheit die eindeutige Schwachstelle des Herdenschutzzauns dargestellt hat und dass es nicht an der Höhe des Zauns von 1,10m oder den 5 stromführenden Litzen gelegen hat. Man hätte einfach das Weidetor richtig sichern müssen, einen Untergrabeschutz installieren, eine stromführende Litze im Bereich der Schwachstelle ziehen können. Der Wolf hat für sich einfach die für ihn OFFENSICHTLICHE Schwachstelle genutzt und ist somit zum Problemwolf geworden.
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Hier ein gutes Beispiel dafür, wie das Weidetor keinen Schutz vor Wölfen bieten kann. Egal wie hoch der Zaun auch ist, egal wieviele stromführende Litzen es gibt und egal viel tausende Euro an Steuergeldern hierfür investiert wurden.
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Wir sollten aufhören den Wolf zum Problem zu erklären, denn es ist immer einfacher in anderen das Problem zu sehen, als in sich selbst. Vielleicht ist der Wolf auch garnicht das Problem, sondern...