top of page

Der Luchs im Schwarzwald

Luchse im Schwarzwald.jpg

Europas größte Raubkatze kehrt zurück

Steckbrief eines heimlichen Waldbewohners

Mit einer Schulterhöhe von ca. 60 cm und einer Kopf-Rumpf-Länge zwischen 80 und 120 cm ist der Eurasische Luchs (Lynx lynx) die größte Katze Europas. Charakteristisch sind neben dem Backenbart außerdem die Pinselohren und der kurze Schwanz mit schwarzer, runder Spitze.

Raubkatze.jpg

Der Luchs ist unsere größte heimische Raubkatze und durchstreift als Einzelgänger große, zusammenhängende Waldgebiete. Vor mehr als 200 Jahren hat ihn der Mensch in Baden-Württemberg ausgerottet. Aber auf leisen Pfoten ist er in den Süden zurückgekehrt.

​

Der Luchs ist ein sehr scheues Tier, daher wird man das Pinselohr nur in den seltensten Fällen zu Gesicht bekommen. Auf leisen Pfoten streift er durch den Schwarzwald und lebt ein sehr heimliches Leben. Dabei sind Luchse faszinierende Tiere.

​

Der Eurasische Luchs (Lynx lynx) ist die größte heimische Raubkatze und für den Menschen völlig ungefährlich. Im Gegensatz zum Wolf lebt er als Einzelgänger und trifft sich nur während der Ranzzeit - also zur Paarung - mit Tieren des anderen Geschlechts. Das Weibchen zieht die Jungtiere alleine groß, welche mit ca. 10 Monaten das mütterliche Revier verlassen und sich ihr eigenes Territorium suchen müssen.

​

​

Luchs an Baumstumpf.jpg

Große Flächen für den Fernwanderer

Der Luchs ist ein reiner Waldbewohner. Zur Jagd braucht er einen Lebensraum, in dem er sich gut verstecken kann, um seiner Beute aufzulauern. Als Fernwanderer benötigt er große, zusammenhängende und naturbelassene Waldgebiete. Waldarme Gebiete und dicht besiedelte Gegenden werden von Jungtieren nicht durchquert und gemieden, wenn sie auf der Suche nach einem eigenen Territorium auf Wanderschaft sind. Zunehmender Flächenverbrauch und die Zerschneidung der Landschaft durch Autobahnen, Städte und intensiv genutzte landwirtschaftliche Flächen erschweren die Wanderungen, auf viel befahrenen Fernstraßen kann er leicht zum Verkehrsopfer werden. Aus diesen Gründen ist es wichtig, die vorhandenen Gebiete zu bewahren, auszudehnen und miteinander zu vernetzen.

Den Luchs erkennen

Einen Luchs zu erkennen, ist nicht sonderlich schwer, wenn man ihn tatsächlich vor Augen hat. Meist weisen jedoch nur Spuren auf seine Anwesenheit hin - und da wird es dann doch knifflig. Einen Luchs anhand einer Trittspur oder anhand eines gerissenen Tiers erkennen nur Fachleute richtig, wie etwa die Mitarbeitenden von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg. Die Mitarbeitenden dort beschäftigen sich seit Jahren mit der Katze und haben einen guten Überblick über „unsere“ Luchse in Baden-Württemberg.

Das Aussehen

Das Fell des Luchses ist im Sommer graugelb bis rötlichbraun gefärbt mit dunklen Flecken. Im Winter geht die Färbung mehr ins Graue, das Fell ist dichter und die Fleckung weniger ausgeprägt. Auffällig sind die rund 4 cm langen Ohrpinsel, der Backenbart und der kurze Schwanz (20-25 cm lang, die Spitze ist schwarz).

 

Männliche Tiere wiegen zwischen 15-30 kg, weibliche zwischen 15-20 kg. Die Schulterhöhe von männlichen Tieren beträgt 50-75 cm. Weibchen sind etwas kleiner. Der Luchs wirkt sehr hochbeinig und ist fast so groß wie ein Schäferhund.

Luchs Gesicht.jpg

Die Jagd

Rehbock.jpg

Rehe stehen auf der Speisekarte der Luchse ganz oben

Ein ausgewachsener Luchs braucht ein bis zwei Kilogramm Muskelfleisch pro Tag, innere Organe frisst er nicht.

​

In Mitteleuropa ernährt sich der Luchs hauptsächlich von Rehen. Er schlägt aber auch Gämsen, gelegentlich Rothirsche und kleinere Säugetiere wie Hasen, Füchse und Wühlmäuse.

​

Anders als der Wolf ist der Luchs ein Pirschjäger. Zwischen den einzelnen Rissen legt er weite Strecken zurück. Die Beute weist nur wenige Bisswunden auf, meist an der Kehle, seltener im Nacken. Nach der Mahlzeit wird der Kadaver mit Schnee, Laub oder Gras zugedeckt, um Aasfresser abzuhalten. Wird er nicht gestört, kehrt der Luchs mehrmals zum gerissenen Beutetier zurück. Am Ende bleiben so nur noch Läufe, Skelett, Kopf, Fell und Verdauungstrakt übrig.

Nutztiere werden sehr selten gerissen. Ein Luchs frisst pro Tag durchschnittlich 1-2 Kilogramm Fleisch.

 

Eine ernst zu nehmende Konkurrenz für die Jägerschaft stellt der Luchs nicht dar.

 

Rechnet man den Fleischbedarf auf ein Jahr um, wären es ca. 50 Rehe, die der Luchs in einem ca. 150-200 km² großen Revier reißt.

Auswilderung von Luchsen
im Schwarzwald

Im Rahmen des Projekts „Luchs in Baden-Württemberg“ werden ab Herbst 2023 in Baden-Württemberg Luchse ausgewildert, um die baden-württembergische und mitteleuropäische Luchspopulation zu stützen. Damit leistet das Land einen wichtigen Beitrag für den Biotopverbund und die Biodiversität.

​

„Der Luchs ist seit Mitte des 19. Jahrhunderts in Baden-Württemberg ausgestorben. Auf leisen Sohlen wandern seit den 1980er-Jahren immer wieder einzelne Luchse vor allem aus der Schweiz nach Baden-Württemberg ein. Bis heute sind 14 verschiedene männliche Luchse (Kuder) bekannt.

 

Der Zuzug weiblicher Luchse (Katzen) blieb bisher aus und ist auf absehbare Zeit nicht zu erwarten, da die Katzen in der Regel in der Nähe ihres Geburtsortes bleiben.

 

Populationsökologische Studien zeigen, dass nur mit einer aktiven Ansiedlung von weiblichen Luchsen die Überlebenschancen für den Luchs in Baden-Württemberg sowie für die zu kleinen angrenzenden Populationen im Schweizer Jura, Pfälzerwald und den Vogesen gesichert werden können.

​

Deshalb hat das Land Baden-Württemberg einen im Koalitionsvertrag zur Bestandesstützung vereinbart. Diesen wird das mit der Auswilderung von Luchsen beginnend ab Herbst 2023 in Baden-Württemberg umsetzen.“

​​

Baden-Württemberg übernehme mit seinem Luchs-Auswilderungsprojekt Verantwortung, um die länderübergreifende Luchspopulation für Baden-Württemberg, Deutschland und Mitteleuropa zu verbessern und leiste damit einen wichtigen Beitrag für den Biotopverbund und die Biodiversität.

​

Das Projekt wird aus Haushaltsmitteln und durch Spenden von WWF und HIT-Umwelt und Naturschutzstiftung finanziert. „Mit dem neuen Projekt kommen wir dem Ziel von europaweit vernetzten Luchsvorkommen einen guten Schritt weiter. Denn für das langfristige Überleben der Art in ganz Europa und auch bei uns in Deutschland ist der Austausch der einzelnen Luchsvorkommen untereinander enorm wichtig. Mit einem zukünftig stabilen Bestand in Baden-Württemberg wird eine wichtige Lücke geschlossen“, sagte Moritz Klose vom WWF.

​

„Biodiversität ist wichtig und richtig, aber auch hier heißt es, die Geschehnisse verantwortungsvoll zu begleiten und die Gesamtbetrachtung aller Tierarten im Blick zu haben und sich nicht zu Gunsten einer oder weniger Arten zu verrennen. Wildtierkorridore für alle Wildtiere zu sichern, mit dem Gamswild verantwortungsvoll umzugehen und von Luchsrissen Betroffene zu unterstützen, sind aus unserer Sicht wichtige Erfolgsfaktoren für das Entstehen eines Bestandes von Luchsen in Baden-Württemberg“, sagte Hans-Jürgen Schneider, Bezirksjägermeister im Regierungsbezirk Freiburg und Vertreter des Landesjagdverbandes Baden-Württemberg.

Luchs und Reh.jpg

Bis zu zehn, insbesondere weibliche Luchse, sollen in dem vierjährigen Projekt bevorzugt im Schwarzwald ausgewildert werden, um mit den vorhandenen männlichen Luchsen das Vorkommen im Land zu stützen. „Baden-Württemberg hat mit seinem hohen Anteil an naturnahen Waldflächen beste Voraussetzungen und ist durch seine zentrale Lage von besonderer Bedeutung. Der Luchs ist ein Baustein zur Sicherung der biologischen Vielfalt in unserem Land und über unsere Landesgrenzen hinaus“, erläuterte der Minister.

​

Wesentliche Bausteine des Projektes sind neben der Auswilderung von Luchsen der transparente Austausch und Dialog mit Jägern, Landwirten und Tierhaltern vor Ort.

 

Es ist wichtig für eine breite Akzeptanz zu werben und die Betroffenen aktiv einzubeziehen. „Nur gemeinsam in breiten Allianzen können wir sicherstellen, dass diese majestätischen Tiere einen Lebensraum in unseren Wäldern haben. Als Stiftung einer Unternehmerfamilie ist es eine große Freude für uns, das Luchsprojekt im Schwarzwald zu unterstützen“, sagte Felix Dresewski von der HIT Umweltstiftung. Direktor Matthias Reinschmidt erläutert zudem: „Der Zoo Karlsruhe, der sich als eine seiner Hauptaufgaben auch die Unterstützung einheimischer Artenschutzprojekte zum Ziel gesetzt hat, freut sich, sich als Kooperationspartner mit Know-how sowie tiermedizinischer Expertise in das Projekt einbringen zu dürfen.“

​

Dass die Auswilderung von Luchsen zu keinen Problemen für die Nutztierhalter oder zu Konflikten mit Waldbesuchern führt, belegten die Erfahrungen mit den seit über zehn Jahren in Baden-Württemberg lebenden Luchsen. Zudem ist der Luchs, im Gegensatz zum Wolf, ein Wildtier, das in der Bevölkerung durchweg auf sehr positive Resonanz stößt. Luchse sind faszinierend, leben heimlich und Begegnungen mit ihnen sind sehr selten. Daher ist es eine absolute Besonderheit Luchse in der freien Wildbahn beobachten zu können. Die Durchführung des Projektes leistet die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA), die in den vergangenen Jahren bereits mit Forschungsarbeiten, dem Luchs-Monitoring und dem Akzeptanz-Management zum Luchs betraut war.

Derzeit (Monitoringjahr 2021/2022) gelten in Baden-Württemberg fünf Luchse als sesshaft oder „territorial“. Eine Einstufung erfolgt nach den bundeseinheitlichen Monitoringstandards des BfN. Die fünf männlichen Luchse haben ihre Territorien im Schwarzwald, auf der Schwäbischen Alb und am Bodensee. Luchs „Lias“ und Luchs „Toni“ sind aktuell mit einem Senderhalsband ausgestattet.

csm_230131_22_Luchsterritorien_8da0517f11.jpg

Links:

​

Weiterführende Informationen zum Monitoring, sowie zum Herdenschutz und zu menschlichen Konflikten um den Wolf finden Sie beim Infomaterial.

Screenshot 2024-07-10 at 08-02-11 Monitoring Luchs & Wolf.jpg
Luchs schleicht.jpg

Die FVA ist durch das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz mit dem Monitoring von Luchsen und durch das Umweltministerium mit dem Monitoring von Wölfen in Baden-Württemberg beauftragt. Das Team Luchs- und Wolfsmonitoring nimmt Hinweise zur Präsenz von großen Beutegreifern entgegen, dokumentiert und bewertet diese. Die Hinweise werden durch erfahrene Personen in Zusammenarbeit mit dem zuständigen Wildtierbeauftragten überprüft. Auf Basis dieser Daten werden das Vorkommen und die Verbreitung von Luchs und Wolf in Baden-Württemberg dokumentiert.

Meldungen über Luchssichtungen und Fährten unter:

Fachvorträge für Interessierte

​

+49 (0)761 / 4018 - 485

johanna.fritz@forst.bwl.de

​

Bei Interesse an einem fachlichen Input können Sie uns gerne als ReferentIn anfragen!

FVA.jpg
bottom of page