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Wildnispädagogik, Spuren- & Fährtenlesen

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Schlüsselarten der Artenvielfalt

Geht man raus auf die Straße und fragt die Menschen was denn sogenannte Schlüsselarten sind, werden wir wahrscheinlich als erstes hören Bartschlüssel, Zylinderschlüssel oder Doppelbartschlüssel. Kein Befragter wird mit Spitzenprädatoren, Samenverbreiter oder Ökosystem Ingenieure antworten.

Ich glaube die wenigsten Menschen beschäftigen sich mit den Themen Artenvielfalt, natürliches Gleichgewicht in unserem Ökosystem oder dem Wort Biodiversität. Warum tun sie dass nicht? Eine gute Frage auf die ich persönlich antworten würde, dass ich mich damit 46 Jahre lang auch nicht beschäftigt habe, sondern einfach nur in genau dieser Artenvielfalt, in diesem Gleichgewicht unseres Ökosystems gelebt habe. Unsere Gesellschaft ist viel zu schnelllebig, hektisch, von Terminen und wirtschaftlichen Nutzen bestimmt, als dass man sich die Zeit dafür nimmt damit zu beschäftigen was ein funktionierendes Ökosystem ist und noch viel wichtiger was es denn dazu braucht, dass dieses überhaupt funktioniert.

Wir Menschen neigen dazu uns gerne über alles und jeden aufzuregen, uns zu beschweren, wir wollen genauso gerne alles und jeden unter Kontrolle haben, wissen was welche Konsequenzen hat. Wir sehen uns als den Spitzenprädator schlecht hin, als Gottes Landschaftsgärtner und die Ressourcen unserer Erde nutzen wir als ob sie von jeher unser Eigentum sind.

Ich folge Menschen wie Guido Meyer von www.naturdigital.online oder Sabine Sebald und Thomas Mitschke welche den Wolfspodcast moderieren. Diese Menschen engagieren sich tag täglich für aktiven Naturschutz, machen auf Missstände aufmerksam und bekämpfen die illegale Tötung von Wildtieren. Gerade Guido zeigt wie professionell man falsche Berichterstattungen, Angst- und Panikmache vor Wolf & Co. mit Zahlen und Fakten demontieren und noch dazu hochinteressante Fakten liefern kann.

Nun komme ich... Ich bin in der Naturschützersezene wohl ein völliger Nobody, habe eine nicht erwähnenswerte Anzahl von Insta Followern und bin quasi, um es in der Wildtiersprache auszudrücken, ein absoluter Frischling in dieser Szene.

Jetzt was hat dass mit Artenvielfalt und Schlüsselrolle zu tun?

Denn jeder kann seinen Platz im Naturschutz finden und auf seine ganz eigene Art und Weise genau diesen betreiben. Jeder kann seine ganz persönliche Schlüsselrolle im Artenschutz einnehmen.

Ich habe für mich während ich diesen Beitrag hier schreibe erkannt, dass meine Schlüsselrolle in der Aufklärung über die Vielfalt unserer heimischen Wildtierarten und deren Wichtigkeit in unserer Artenvielfalt liegt.

Denn wenn man schon früh Aufklärung betreibt, kann man bei Kindern und Jugendlichen erreichen, dass sie Wildtiere so sehen wie sie wirklich sind, sehen welche entscheidende Rolle jedes für sich in der Artenvielfalt und der Erhaltung eines natürlichen Gleichgewichts einnimmt. Mit Aufklärung kann man erreichen, dass jeder sich seine eigenen Gedanken macht, aktiv hinterfragt und so seine eigene Schlüsselrolle in der Welt der Artenvielfalt übernimmt.

KEYSTONE SPECIES –

EIN SCHLÜSSEL FÜR GESUNDE ÖKOSYSTEME

Jedes Lebewesen beeinflusst das Ökosystem, in dem es
lebt.
Ein Ökosystem ist ein vernetztes System, dessen
Bestandteile (Tiere, Pflanzen, Pilze und die unbelebte
Umwelt) in Wechselbeziehungen zueinander stehen.
Diese Wechselbeziehungen sind sehr komplex. Man-
che sind für uns Menschen auf den ersten Blick nicht
sichtbar.


Das Wissen über Merkmale und Lebensweisen von
Arten ist elementar, um ihren Einfluss und die Wech-
selbeziehungen im Ökosystem zu verstehen. Als
Keystone Species bzw. Schlüsselarten werden Arten
bezeichnet, die einen besonders großen und stabilisie-
renden Einfluss in ihrem Ökosystem haben.


Schlüsselarten schaffen Lebensgrundlagen für andere
Arten. Würde eine Schlüsselart aussterben, zöge dies
viele weitere Veränderungen mit sich. Womöglich wür-
den weitere Arten im Bestand zurückgehen. Schlüssel-
arten sind essenziell für die Erhaltung der Artenvielfalt.

Screenshot 2024-11-11 at 18-23-40 Zooschul-Themenheft Keystone Species-1.pdf.png

Stabile Ökosysteme sind essentiell,
letztlich sind sie unsere Lebensgrundlage.


Ökosysteme werden durch viele Einflüsse geschwächt,
z. B. durch Extremwetterereignisse im Zuge der Kli-
maveränderungen oder durch Umweltverschmutzung
mit Chemikalien und Plastik. Ein wichtiger Faktor, der
Ökosysteme schwächt, ist auch der Rückgang der
Artenvielfalt. Schlüsselarten spielen eine zentrale
Rolle für die Stabilität von Ökosystemen und für die
Erhaltung der Vielfalt.

Screenshot 2024-11-11 at 18-33-29 welche ökosysteme gibt es - Google Suche.png

hier ein paar Beispiele für Ökosysteme

Als Ökosystem bezeichnet man die Lebensgemein-
schaft aus Pflanzen und Tieren in einem bestimmten
Lebensraum.


Das Ökosystem Wald beispielsweise besteht aus der
unbelebten Umwelt und der Lebensgemeinschaft, der
belebten Umwelt. Die Lebensgemeinschaft wird ge-
bildet von den Waldpflanzen und Waldtieren – vom
Buschwindröschen, dessen Samen von Waldameisen
weggetragen werden, bis zur Eiche, in der Buntspecht
und Eichhörnchen leben. Aber auch die Pilze und Bakte-
rien gehören dazu. Die unbelebte Umwelt besteht in un-
serem Beispiel aus dem Waldboden und dem typischen
Waldklima: ausgeglichene Temperaturen, wenig Wind
und Sonnenlicht, sowie eine hohe Luftfeuchtigkeit.
Die Bestandteile eines Ökosystems sind miteinander
vernetzt, sie stehen in Wechselbeziehungen zueinander.
Das Funktionieren von Ökosystemen, und damit auch
die für uns Menschen wichtigen Ökosystemdienstlei-
tungen, hängt deshalb von den einzelnen Bestandteilen
ab. Die Reaktion eines Ökosystems, z. B. auf den Wegfall
einer Art, ist nicht eindeutig vorhersehbar.


Das Konzept der Schlüsselarten versucht, die zen-
tralsten Arten für das Funktionieren eines Ökosys-
tems ausfindig zu machen.

Screenshot 2024-11-11 at 18-38-46 Zooschul-Themenheft Keystone Species-1.pdf.png

Ökosystem Wald

In den letzten Jahrzehnten belasten menschliche
Aktivitäten zunehmend die Ökosysteme unseres
Planeten. Wissenschaftlerinnen und Wissen-
schaftler der Stockholm Universität haben
bereits 2009 neun Belastungsgrenzen
definiert. Diese Grenzen sollten nicht
überschritten werden, damit die Le-
bensgrundlagen für den Menschen
gewahrt bleiben.
Das Modell der Belastungsgren-
zen soll wie ein Frühwarnsystem
funktionieren und zum vorsor-
genden Handeln motivieren.
Es wird jährlich erfasst und be-
wertet, welche Belastungsgrenzen
wie weit vorangeschritten sind. (vgl.
Die orangen Flächen zeigen,
wo die Grenzen bereits heute über-
schritten sind). Eine dieser neun Grenzen
beschreibt den Zustand der Biosphäre, also
die Ökosystemfunktionen und die Artenviel-
falt. Die Artenvielfalt gilt als stark belastet.

Screenshot 2024-11-11 at 18-42-41 Planetare Grenzen Neun Leitplanken für die Zukunft Helmh
Screenshot 2024-11-11 at 18-46-00 Zooschul-Themenheft Keystone Species-1.pdf.png

VERSCHIEDENE

TYPEN VON SCHLÜSSELARTEN

Keystone Species bzw. Schlüsselarten haben eine zent-
rale Rolle in dem Ökosystem, in dem sie leben. In dieser
Rolle fördern sie die Artenvielfalt – z. B., indem sie die
Häufigkeit anderer Arten beeinflussen oder den Lebens-
raum gestalten.
Unterschiedliche Schlüsselarten haben unterschiedli-
che Einflüsse. Je nachdem, welche Einflüsse sie haben,
lassen sie sich grob in verschiedene Kategorien untertei-
len. Wichtig ist, dass eine Schlüsselart dabei mehreren
Kategorien gleichzeitig angehören kann.

Spitzenprädatoren

Fleischfresser an der Spitze der Nahrungs-
pyramide nennt man Spitzenprädatoren (oder
auch „Top-Prädatoren“). Sie haben selbst keine
Fressfeinde. Und: Sie sind oft Schlüsselarten. Spit-
zenprädatoren haben meist einen großen Einfluss auf
die Verbreitung und den Bestand ihrer Beute-Arten.
Entfernt man sie aus dem Ökosystem, verändert das
die Häufigkeit der Beute-Arten. Das kann eine Reihe
weiterer Auswirkungen nach sich ziehen, etwa eine
größere Konkurrenz innerhalb und zwischen den ver-
schiedenen Beute-Arten.

Mega-Herbivoren

Große, pflanzenfressende Tiere – wie Elefan-
ten, Elche oder Wisent – nennt man
auch Mega-Herbivoren. Mega-Herbivoren benö-
tigen große Mengen pflanzlicher Nahrung pro Tag.
Indem sie so viele Pflanzen fressen, beeinflussen sie
die Zusammensetzung und die Struktur der Pflanzen
in ihren Lebensräumen entscheidend. Mega-Herbi-
voren regulieren das Wachstum und die Verbreitung
der Pflanzenarten und verändern die Pflanzenvielfalt.
Das wirkt sich wiederum auf andere Pflanzenfresser,
Insekten und Co. aus, die diese Pflanzen als Nahrung
und Lebensraum nutzen.

Samenverbreiter

Viele Pflanzen verbreiten sich, indem sie
Früchte bilden, in denen sich ihre Samen be-
finden. Tierarten, die sich hauptsächlich von Früch-
ten ernähren, sind Samenverbreiter: Sie scheiden die
Samen mit ihrem Kot aus – oft weit entfernt von der
Mutterpflanze. Aus den Samen entstehen neue Pflan-
zen. Damit tragen diese Tiere zur Verbreitung der
Pflanzen bei und stellen Nahrung für andere Pflanzen-
fresser bereit. Samenverbreiter beeinflussen auch die
Zusammensetzung von Pflanzengemeinschaften. Ohne
das Verbreiten gäbe es eine geringere Pflanzenvielfalt,
was zu einem unausgewogenen Ökosystem führen
könnte. Samenverbreiter tragen sogar zum Wieder-
herstellen von Lebensräumen bei, zum Beispiel nach
Waldbränden oder Abholzungen. Samenverbreitende
Tierarten sind deshalb häufig Schlüsselarten.

Bestäuber

Bestäuber wie Bienen, Schmetterlinge, Vö-
gel und südamerikanische Fledermäuse sind
aufgrund ihrer entscheidenden Rolle bei der Be-
stäubung von Blütenpflanzen wichtige Schlüsselarten
in vielen Ökosystemen. Wenn Bestäuber von Blüte zu
Blüte fliegen, um sich zu ernähren, übertragen sie den
Pollen von den männlichen Fortpflanzungs-Organen
einer Blüte auf die weiblichen Fortpflanzungs-Organe
einer anderen Blüte. Aus der so befruchteten Blüte ent-
stehen Früchte und Samen. Viele Tiere ernähren sich
von diesen Früchten. Mithilfe der Bestäuber vermehren
sich die Pflanzen.

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Ökosystem - Ingenieure

Ökosystem-Ingenieure wie Biber und Termiten sind Schlüsselarten, indem sie ihre Umwelt physisch verändern – und zwar so, dass Lebensgrundlagen für andere Arten entstehen. Ökosystem-Ingenieure schaffen neue Lebensräume und beeinflussen die Verfügbarkeit von Ressourcen für andere Arten positiv. Arten, die große Mengen an Erde bewegen, die graben oder auf andere Weise kahle, pflanzenfreie Flächen schaffen, gehören auch dazu. Das Entfernen solcher Arten würde das Gleichgewicht eines Ökosystems stören und zu Kaskaden-artigen Effekten führen, die indirekt viele andere Arten betreffen.

Ressourcen - Lieferant
& Schlüsselart

Screenshot 2024-11-11 at 19-29-21 Zooschul-Themenheft Keystone Species-1.pdf.png

Arten, die eine lebenswichtige Ressource für
andere Arten in einer Zeit der Knappheit (die
oft saisonal auftritt) liefern, können Schlüsselar-
ten sein. Der Ressourcen-Lieferant selbst ist vielleicht
keine häufige Art, aber wenn er wegfällt, kann die Ver-
sorgungslücke nicht geschlossen werden. Meist sind
solche Ressourcen-Lieferanten Pflanzen, die saisonal
Früchte bilden und so in bestimmten Jahreszeiten die
Hauptnahrungsquelle für Fruchtfresser stellen. Im
weiteren Sinne können auch Beutetiere eine Res-
sourcen-liefernde Schlüsselart sein, zumeist in Kom-
bination mit einer anderen Kategorie. Beispiele sind
Schwarm-bildende Insekten oder Amphibien, deren
Kaulquappen saisonal in Massen auftreten.

Ressourcenlieferanten Feuersalamander.jpg

Beispiel Feuersalamander

Feuersalamander (Salamandra salamandra) können,
wie einige andere Amphibien, eine Schlüsselart sein.
Das liegt insbesondere an ihrer Rolle als r-Strategen:


Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie viele Nach-
kommen zeugen und die junge Population im Kaul-
quappen-Stadium groß ist – während die Populations-
größe im Erwachsenenstadium dann wieder sinkt.

 

Die Kaulquappen sind eine wichtige Ressource für andere
Arten im Ökosystem.

Feuersalamander legen ihre Larven, die Kaulquap-
pen, zu bestimmten Zeiten im Jahr in Gewässer ab.
pro Weibchen sind es zwischen 10 und 70 Nachkom-
men. Das führt zu einem saisonal hohen Aufkom-
men von Kaulquappen. Für viele Tiere wie Insekten,
Vögel, Reptilien und sogar andere Amphibien sind
die Kaulquappen eine wichtige Nahrungsquelle in
diesen bestimmten Zeiten des Jahres. Kaulquap-
pen sind reich an Proteinen und Fetten. Dieser hohe
Nährwert fördert das Wachstum und die Fortpflan-
zung der Tiere, die sich von ihnen ernähren.

R-Strategen.jpg

R-Strategen: Sind Lebewesen, die eine hohe Anzahl an Nachkommen hervorbringen. Ihre Reproduktionsrate ist also hoch. Die Elterntiere der R-Strategen investieren jedoch nur wenig Energie in die Aufzucht der Nachkommen.

Feuersalamander Kaulquappe.jpg

Durch die Verteilung ihrer Eier und damit die der
Kaulquappen auf verschiedene Gewässer können
Feuersalamander die Zusammensetzung der in den
Gewässern lebenden und jagenden Arten verän-
dern. Befinden sich ihre Kaulquappen in einem Ge-
wässer nicht, wandern ihre Beutegreifer möglicher-
weise ab. Dies kann Kaskaden-artige Auswirkungen
auf andere Organismen im Ökosystem haben.

Als aquatische Larven ernähren sich Feuersalaman-
der von wirbellosen Wassertieren und Algen, und
tragen so zum Stofffluss im aquatischen Ökosys-
tem bei. Wenn Feuersalamander in ihr terrestrisches
Erwachsenen-Stadium übergehen, übertragen sie
Stoffe in Landökosysteme, die von landbewohnen-
den Pflanzen, Insekten und Zersetzern verwertet
werden können.

Schlüsselarten identifizieren

Die Definition von Keystone Species bzw. Schlüsselar-
ten, ist dynamisch und offen. Das heißt, dass nicht bei
allen Arten eindeutig bestimmt werden kann, ob sie
Schlüsselarten sind oder nicht. Die Rolle einer Art kann
nämlich von Ökosystem zu Ökosystem variieren.

 

Und: Ökosysteme sind komplex, sie verändern sich ständig.
So, wie sich die Umweltbedingungen und die Art-Zu-
sammensetzung innerhalb eines Ökosystems verän-
dern, kann sich auch die Rolle einer Art innerhalb eines
Ökosystems verändern. Die Einflüsse einer Art können
zudem je nach Perspektive, aus der die Art betrachtet
wird, anders eingeschätzt werden. Wissenschaftliche
Studien können die Einflüsse messen, doch bei vielen
Arten wurden solche ökologischen Studien noch nicht
durchgeführt.

Fragenkatalog-Methode

zum Identifizieren von Schlüsselarten

Artenvielfalt See.jpg

Dennoch: Es gibt Wege Schlüsselarten zu identifi-
zieren.


Um eine Art als Schlüsselart zu identifizieren, kann man
eine Reihe von Fragen stellen. Im Folgenden sind einige
wichtige Fragen aufgelistet, denen man auf den Grund
gehen kann, um eine Art als Schlüsselart zu identifizie-
ren. Die Beantwortung dieses Fragenkatalogs durch
Recherche, ökologische Forschung und Beobachtung
hilft dabei, eine Art als Schlüsselart zu bestimmen. Die
Fragen beleuchten die mögliche Art aus verschiedenen
ökologischen Perspektiven, sie überlagern sich daher
teilweise. Eine weitere Herangehensweise ist die Schau-
bild-Methode, mit der man die vernetzte Wirkung der
Schlüsselart in ihrem Ökosystem visualisiert.

1.

Beeinflusst diese Art die Häufigkeit
anderer Arten?

Was würde mit anderen Arten passieren,
wenn die mögliche Schlüsselart abwesend ist?
Gäbe es Veränderungen in der Anzahl der Tiere?

5.

Ist diese Art lebenswichtig für eine
bestimmte Pflanzen- oder Tiergemeinschaft?

Ist die Art entscheidend für das Überleben oder die
Fortpflanzung bestimmter Pflanzen- oder Tierarten?
Könnten bestimmte Arten ohne die mögliche
Schlüsselart gar nicht existieren?

2.

Beeinflusst diese Art die Verbreitung
anderer Arten?

Was würde mit anderen Arten passieren,
wenn die mögliche Schlüsselart abwesend ist?
Gäbe es Veränderungen in der Verbreitung
der anderen Arten im Ökosystem?

6.

Ist diese Art für die Bereitstellung und
Verteilung von Ressourcen verantwortlich?

Stellt die Art lebenswichtigen Güter, wie Nahrung,
Wasser oder Nistplätze bereit? Ist sie für die
Verbreitung von Samen unerlässlich?

3.

Erzeugt diese Art Kaskaden-artige Effekte?
Hängen weitere Arten von den Arten ab, die
von der Schlüsselart beeinflusst werden? Gibt
es indirekte Auswirkungen auf andere Arten,
die durch die Schlüsselart verursacht werden?

7.

Hätte die Entfernung oder der Rückgang
dieser Art negative Folgen für das Ökosystem?

Was geschieht mit dem Ökosystem, wenn die
Schlüsselart entfernt wird? Gibt es negative Effekte,
wie z. B. eine geringere Artenvielfalt, eine veränderte
Dynamik des Ökosystems oder eine Instabilität des
Ökosystems?

4.

Beeinflusst diese Art die Struktur oder Funk-
tion des Ökosystems?

Spielt die Art eine Rolle bei der Gestaltung
des Lebensraums? Erzeugt sie Elemente, die
sonst nicht da wären? Oder beeinflusst sie
den Stofffluss?

8.

Unterstützt die wissenschaftliche Forschung
den Status dieser Art als Keystone Species?

Gibt es Studien und wissenschaftliche Beweise,
die die Schlüsselrolle der Art belegen? Wurde ihr
Schlüsselart-Status von Forschenden anerkannt?

Schaubild-Methode

zum Identifizieren von Schlüsselarten

Wenn man die verschiedenen „Leistungen“ einer
Schlüsselart skizziert und die Folgen für weitere Arten
mittels Pfeilen und Bildern veranschaulicht, erhält man
eine gute Übersicht über den Einfluss und die Vernet-
zung der möglichen Schlüsselart in ihrem Ökosystem.
Ergibt sich ein komplexes Bild, ist der positive Einfluss
der Art auf die Artenvielfalt möglicherweise bedeutend

Mögliches Vorgehen:

1. Informationen zur möglichen Schlüsselart sammeln.
2. Die mögliche Schlüsselart in die Mitte eines Blatt
Papiers zeichnen.
3. Für jede Leistung bzw. Tätigkeit der Art einen Pfeil
weg von ihr zeichnen.
Einfach ausprobieren!
Passende Arbeitsblätter
befinden sich im Kapitel
"Materialien".
4. Die Tätigkeit der möglichen Schlüsselart durch ein
Bild darstellen, das man an die Pfeilspitze setzt.
5. Bild dieser Tätigkeit mit einem Satz erklären.
6. Neben das Bild der Tätigkeit der möglichen
Schlüsselart die Arten einzeichnen, die von
dieser profitieren.
7. Pfeile von den profitierenden Arten zur Tätigkeit
der möglichen Schlüsselart einzeichnen.
8. Bild der profitierenden Arten mit einem
Satz zusammenfassen

Pelzbiene01.jpg

Andere Bienenarten nutzen alte Nistgänge

Schlüsselarten haben einen über-
proportionalen positiven Einfluss
auf die Artenvielfalt
in ihrem Ökosystem

Biene.jpg

Verschiedene früh im Jahr startende
Insekten nutzen die Frühblüher

Pelzbiene03.jpg
Erdbiene.jpg
Erzwespe.jpg

Parasitische Larven der Ölkäfer
oder Erzwespen ernähren sich
von den Eiern und Larven.

Frühblüher vermehren
und verbreiten sich

Pelzbiene02.jpg

Schlüsselarten
im Artenschutz

Schlüsselarten und Artenvielfalt – das hängt eng zusammen. Doch auf-
grund von Lebensraumverlust, Wilderei, Umweltverschmutzung, Klimaver-
änderungen und Co. gelten heutzutage viele Arten als bedroht, darunter
Schlüsselarten wie Flusspferd, Asiatischer Elefant und Drill.

Schlüsselarten fördern Artenvielfalt.jpg

WARNENDE BEISPIELE
Das Fehlen von Schlüsselarten kann auch für den Menschen drastische Folgen haben! So müssen Jägerinnen und Jäger kranke Tiere aus dem Wald entnehmen, wenn Spitzenprädatoren fehlen, oder Menschen müssen die Mandel- oder Apfelbäume bestäuben, wenn Insekten fehlen.

Was passiert,
wenn eine Schlüsselart ausstirbt?

Das Aussterben einer Schlüsselart hätte gravierende Folgen für die
Stabilität und die Artenvielfalt im Ökosystem. Der Rückgang oder sogar
das Aussterben weiterer, mit der Schlüsselart verbundener Arten könnte
die Folge sein!

Was passiert, wenn eine Schlüsselart zurückkehrt?

Wenn eine verschwundene Schlüsselart in ein Ökosystem zurückkehrt, beispielsweise durch Wiederansiedlung
oder Einwanderung, löst dies einen Kaskaden-artigen Effekt ökologischer Veränderungen aus:

 

Die Artenvielfalt des Ökosystems nimmt tenden-
ziell zu, da die Schlüsselart die Artenvielfalt fördert
und verhindert, dass einzelne Arten das Ökosystem
dominieren.


Auch kann es zu sichtbaren Veränderung des Le-
bensraums hin zu einem natürlicheren Status kom-
men, wenn die zurückkehrende Schlüsselart einen
Einfluss als Ökosystem-Ingenieur hat. Stoffkreis-
lauf und die Stabilität des Ökosystems können sich
durch die Wiederkehr der Schlüsselart verbessern.

Um den Erfolg der Rückkehr der Schlüsselart langfristig
zu gewährleisten, müssen Mensch-Tier-Konflikte mi-
nimiert werden. Bestimmte, vom Menschen durchge-
führte Bewirtschaftungs- und Erhaltungsmaßnahmen
können erforderlich sein.

Wolf Rudeltiere.jpg

Wusstest Du schon?

Wölfe im Yellowstone National Park, USA


Es gibt viele Beispiele für zurückgekehrte oder wieder-
angesiedelte Keystone Species. In Deutschland sind z.
B. Waldameisen vielerorts wieder zurückgekehrt, und
der Luchs ist im Harz wiederangesiedelt worden.
Die Wiederansiedlung der Wölfe im Yellowstone-Na-
tionalpark ist wohl eines der best-dokumentiertesten
Beispiele für die Rückkehr einer Schlüsselart, durch die
ein aus der Balance geratenes Ökosystem wieder ein
natürliches Gleichgewicht erlangt. Das Projekt wird von
einem umfangreichen Monitoring begleitet.


Seit der Wiederansiedlung von Wölfen in den Jahren
1995 – 1997 hat sich das Ökosystem des Nationalparks
erholt. Die Herden der Wapitis, die Hauptbeutetiere
der Wölfe, sind stabiler und gesünder geworden. Sie
wandern wieder verstärkt, um dem Jagddruck auszu-
weichen. Dadurch konnte sich die Vegetation erholen
und weiteren Arten wieder einen Lebensraum bieten.
Tierarten wie der Biber oder einige Singvögel konnten
zurückkehren. Vorhandene Tierarten wie Bären oder
Dachse konnten sich wieder verstärkt vermehren. Durch
den Spitzenprädatoren Wolf wurden kleinere Räuber
wie Kojoten oder Füchse reduziert, wodurch sich z. B.
die Bestände von Mäusen und Kaninchen stabilisieren
konnten. Auch Falken und anderen Greifvögeln wurde
es damit wieder ermöglicht, sich zu entfalten. Sie profi-
tieren z. B. von den Futterresten (Aas) der Wölfe.

Insgesamt konnten im Yellowstone-Nationalpark viele
positive Effekte der Wölfe auf das Ökosystem erfasst
werden. Eine höhere Tier- und Pflanzenvielfalt sowie
gesündere und stabilere Populationen wurden nach-
gewiesen.

Yellow Stone Wölfe01.jpg
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