Buntspecht - Dendrocopos Major
Beschreibung:
Spechte sind ein medizinisches Wunder. Ein Mensch, der seinen Schädel mit vergleichbarer Wucht gegen einen Baum schlagen würde, wäre auf der Stelle tot. Ein Specht, der dies bis zu 20-mal pro Sekunde tut, trägt nicht einmal eine Gehirnerschütterung davon.
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Spechte hämmern bis zu 12.000-mal pro Tag.
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Ein Grund findet sich immer. Etwa weil sie in das morsche Holz eines toten Baumes eine Nisthöhle zimmern. Oder weil sie unter seiner Borke nach Käferlarven suchen. Zudem schlagen sie einen Trommelwirbel, um kundzutun, dass dies ihr Revier ist. Im Frühling trommeln sie jedoch hauptsächlich, um ein Weibchen oder Männchen anzulocken – getrommelt wird nämlich von beiden Geschlechtern. Damit das Trommeln möglichst weit zu hören ist, braucht es einen Resonanzkörper. Das kann ein dürrer Ast, ein hohler Baumstamm, aber auch eine Dachrinne sein. Hat der Specht das Passende gefunden, setzt er sich in Positur, plustert das Gefieder und schlägt seinen Wirbel.
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Die Spechte sind gestreckt gebaute Vögel mit starkem, geradem, kantigem Meißelschnabel, der besonders bei den Echten Spechten (Picinae) fast so lang wie der Kopf ist. Der Schädel weist spezielle Anpassungen auf, die dazu dienen, Erschütterungen zu dämpfen, ohne jedoch beim arttypischen Klopfen gegen Holz allzu viel kinetische Energie abzufangen.
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Das Gehirn liegt nicht direkt hinter dem Schnabel, sondern oberhalb, sodass die Wucht des Schlages nicht direkt das Gehirn trifft. Außerdem besitzen Spechte quasi Stoßdämpfer in Form biegsamer Knochengelenke und kräftiger Schnabelmuskeln, die die Wucht des Aufschlags abfedern.
Die dünne, platte und hornige Zunge ist weit vorstreckbar und besitzt kurze Widerhaken am Ende.
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Die Zunge des Spechts kann mehr als die dreifache Länge seines Schnabels haben.
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Wenn sie nicht gebraucht wird, zieht sie sich in den Schädel zurück und ihre knorpelartige Struktur geht entlang dem Kiefer und wickelt sich stützend um den Schädel des Vogels.
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Die lange Zunge dient nicht nur dazu, Maden aus einem Baumstamm zu graben, sondern sie schützt auch das Gehirn des Spechts.
Wenn der Vogel seinen Schnabel wiederholt in die Baumrinde schlägt, ist die auf seinen Kopf ausgeübte Kraft zehnmal höher als diejenige, die einen erwachsenen Mensch töten würde.
Die außergewöhnliche Stützstruktur der Zunge fungiert als Dämpfer und absorbiert den Schock der Schläge.
Die Flügel sind mittellang und etwas abgerundet. Bei den Echten Spechten ist der Schwanz keilförmig mit steifen, spitzen Steuerfedern. Er dient als Stütze, wenn sie an Baumstämmen hinaufklettern.
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Die kurzen Füße besitzen in der Regel paarig gestellte Zehen mit kräftigen Krallen, von denen zwei nach vorn und zwei nach hinten gerichtet sind. Einige Arten, z. B. der Dreizehenspecht (Picoides tridactylus) besitzen allerdings nur drei Zehen, zwei nach vorn und einen Zeh nach hinten gerichtet.
Der Buntspecht ist die am häufigsten vorkommende und am wenigsten spezialisierte heimische Spechtart.
Habitat / Lebensraum:
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Gefunden wird er in der Kulturlandschaft, in Parks sowie in Nadel- und Laubwäldern. In der Kulturlandschaft liebt der Specht kleine Baumgruppen, Windschutzstreifen und Alleen. Optimale Lebensräume für die Vögel sind die Buchen- und Eichenmischwälder mit viel Tot- und Altholz. In Wäldern mit Fichtenreinbeständen gibt es nur geringe Spechtvorkommen.
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Die Fraßspur des Spechtes ist immer unregelmäßig und hat ausgefranste Ränder an den Löchern. Wohingegen die Schlupflöcher von Borkenkäfern sehr glattrandig und sauber aussehen.
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Vor allem im Frühling, wenn in den Bäumen die Säfte steigen, hat sich der Buntspecht eine weitere Methode ausgedacht. Es heißt „Ringeln“. Dabei hackt der Specht in horizontaler Linie eine Reihe von Löchern in den Baum.
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Auch Birkensaft schlürft er so heraus und die vielen wertvollen Inhaltsstoffe kräftigen ihn für sein anstrengendes Brutgeschäft.
Fraßspur eines Spechtes an Baumrinde. Er kann die eiweißreiche Beute offenbar sogar durch die Rinde riechen und insbesondere der hohe Borkenkäferbefall in den letzten Jahren war für ihn nicht von Nachteil.
Die Zunge des Buntspechtes ist lang und hat er erstmal ein Loch in die Rinde gehackt, dann schlürft er die Larven einfach raus.
Im Herbst steigt er auf Zapfen, Beeren und Nüsse um, um seinen Energieaushalt zu decken.
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Dabei hat der Buntspecht wieder eine geniale Technik entwickelt, man könnte dazu sagen „die Spechtschmiede“. Der Buntspecht nutzt dabei z.B. grobborkige Rinde, um dort Zapfen hineinzustecken. Sind diese einmal fixiert, klammert er sich mit den Füßen und Schwanz am Stamm fest, holt sich die Samen aus dem Zapfen und wirft ihn anschließend zu Boden.
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Manchmal hackt sich der Specht auch ein Astloch oder Ähnliches zurecht, um Baumfrüchte zu fixieren. Die Spechtschmiede erkennt man schon von Weitem an der orange-braunen Farbe der bearbeiteten Zapfen, die zuhauf am Boden liegen.
Manchmal findet man im Wald ganz viele Fichtenzapfen auf einem Haufen. Doch die dazugehörige Fichte steht scheinbar ganz woanders. Womöglich liegen die Zapfen sogar unter einem Laubbaum.
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Spechte und auch andere Vögel haben es auf die Samen der Fichtenzapfen abgesehen, die unter den Schuppen verborgen liegen. Um an sie heranzukommen, klemmen Spechte die Zapfen in kleine Baumhöhlen, Astlöcher oder Astgabeln ein und bearbeiten die Zapfen mit ihrem Schnabel. Das erinnert an Hammer und Amboss und somit an die Schmiede - daher der Name Spechtschmiede. Schaust du dir die Zapfen an, sehen sie vielleicht sogar zerrupft und bearbeitet aus.
Detailzeichnungen im Rahmen meiner Ausbildung zum Natur- u. Wildnispädagogen:
Weitere Nahrung:
Vor allem im Sommer suchen sie ihre Nahrung - Raupen, Käfer und Ameisen - viel lieber von der Oberfläche.
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Gerade Buntspechte mögen Früchte, vor allem Kirschen oder Erdbeeren. Im Herbst und Winter jedoch, wenn die Eichentriebwickler fort sind, wenn sich die Ameisen in der Erde verbergen, dann muss der Buntspecht andere Nahrung suchen. Er sammelt Nüsse und Fichtenzapfen.
Weitere Spechtarten:
Braunscheitelspecht Blutspecht Däumlingsspecht Dreizehenspecht
Weißrückenspecht Maronenspecht Indienspecht Grünspecht
Wendehals Mittelspecht Kleinspecht